Donnerstag, 24. April 2008

Republik der Strolche - Die "Dostojewski-Schule" für schwererziehbare Jungen

Grigori Bjelych, Leonid Pantelejew
Republik der Strolche
(Republik Schkid)

Aus dem Russischen übertragen von Liselotte Remané, Verlag Neues Leben 2005 384 S., ISBN 3-355-01700-0, 12.90 EUR
Eine Folge von Krieg und Revolution: Scharen obdachloser Kinder ziehen durchs Land. Sie halten sich mit Bettelei und Diebstahl über Wasser. Noch tobt der Bürgerkrieg. Eilends werden Heime eingerichtet, eines davon ist die Schkola imeni Dostojewskowo (Schkid) im damaligen Petrograd. Es herrscht Mangel an Heizmaterial, Kleidung, Nahrung, es fehlen fähige Pädagogen, die den kleinen Banditen gewachsen sind. Denn die sind mißtrauisch, boshaft und kennen in ihrem Überlebenskampf keine ethischen Normen. Die beiden Autoren erzählen aus authentischem Erleben, schreiben von aufopferungsvollen Lehrern, die gemeinsam mit ihren Zöglingen einen Weg suchen und die Idee der Selbstverwaltung umsetzen, schreiben auch von solchen, die angesichts von Rückschlägen aufgeben. Und schildern die Schicksale der Schkid-Schüler, die bis heute berühren und Parallelen zu sozialen und Erziehungsfragen der Gegenwart aufwerfen.

Aus Gisela Rellers Rezension ... "Die Schkider, die - einzeln genommen - gutmütig, feinfühlig und teilnahmsvoll sein konnten, [waren] in ihrer Gesamtheit von erbarmungsloser Grausamkeit", schreiben die Autoren ... Maxim Gorki schrieb an den bekannten russischen Pädagogen Anton Makarenko (1888-1939)*: "Wie verteufelt schwer Ihre Arbeit ist, lehrten mich zwei ehemalige kleine Diebe, die Verfasser des hochinteressanten Buches `Die Republik der Schkid´." ... Beide Autoren waren erst um die zwanzig Jahre alt, als ihr Buch 1927 erschien. Im Nachwort der DDR-Ausgabe heißt es über den Autor Bjelych, er sei "1938 im Alter von 32 Jahren gestorben". In Wahrheit geriet er in die Mühlen der stalinistischen Repression; er starb im Gefängnis. Pantelejew überstand die Jahre der Blockade Leningrads. Nach Stalins Tod (am 5. März 1953) begannen namhafte Autoren, sich für ihn einzusetzen, die "Republik der Strolche" konnte aber erst 1961 wieder erscheinen. Ich finde es bedauerlich, dass der Verlag Neues Leben bei seiner Neuauflage auf ein Nachwort verzichtet hat ... Vollständige Rezension von Gisela Reller

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