Freitag, 22. Mai 2009

Stefan Zweig: Sternstunden der Menschheit

Stefan Zweig
Sternstunden der Menschheit - Vierzehn historische Miniaturen
Fischer TB, voraussichtlich ab 14. Juli 2009, 288 S., brosch., ISBN 978-3-596-90196-8, € (D) 8,00, € (A) 8,30, SFR 15,00
»Immer müssen Millionen müßige Weltstunden verrinnen, ehe eine wahrhaft historische, eine Sternstunde der Menschheit, in Erscheinung tritt.« Stefan Zweig hat beispielhaft vierzehn von ihnen in einer aus der Malerei übernommenen Form nachgezeichnet: als Miniatur. Sie lesen sich überaus anschaulich, plastisch und mitreißend, weil, wie er es nannte, hier die Geschichte selbst »als Dichterin, als Dramatikerin waltet«. Seinen Ruhm aber hat dieses Buch vor allem begründet, weil diese Darstellung nun schon Generationen zu einem wirklichen, fast unmittelbaren Verständnis für Geschichte, der politischen ebenso wie der der Entdeckungen und der künstlerischen Leistungen, verholfen hat. Darin liegt ein unverlierbares Verdienst des dem Humanen verpflichteten Schriftstellers. Menschliche Größe und Schwäche, Schicksal und Charakter sind, so lehrt es diese Sammlung, die bestimmenden Faktoren unseres Lebens von jeher gewesen und werden es bleiben.
Der Autor Stefan Zweig wurde am 28. November 1881 in Wien geboren, lebte von 1919 bis 1934 in Salzburg, emigrierte von dort nach England und 1941 nach Brasilien. Sein episches Werk machte ihn ebenso berühmt wie seine historischen Miniaturen und die biographischen Arbeiten. Am 23. Februar 1942 schied er in Petrópolis, Brasilien, freiwillig aus dem Leben. Seine von einer vergangenen Zeit erzählenden Erinnerungen »Die Welt von Gestern« erschienen posthum. - Ausführliche Buchbeschreibung in Wikipedia

Dienstag, 19. Mai 2009

Junge Türkin in den 70er Jahren in Ost/West-Berlin

Emine Sevgi Özdamar
Seltsame Sterne starren zur Erde
KiWi TB, Kleist-Preis 2004, 256 S., ISBN: 978-3-462-03428-8, Euro (D) 8.95, sFr 16.50, Euro (A) 9.30
Berlin, Mitte der 70er Jahre. Eine geteilte, eingeklemmte Stadt, und doch voller heftiger und stiller Aufbrüche in Ost und West. Genau dorthin zieht es 1976 eine junge türkische Schauspielerin aus Istanbul, noch niedergedrückt von Erinnerungen an die Militärdiktatur im eigenen Land, aber mit einem großen Traum: Das Theater Bertolt Brechts an der Ostberliner Volksbühne kennen zu lernen.
Mit staunenden Augen und umwerfendem Witz erzählt Emine Sevgi Özdamar von einem Berlin, das kein Deutscher so je gesehen hat: Das Leben ihrer WG-Mitbewohner im Westberliner Wedding und ihrer Ostberliner Freunde in Pankow, die türkischen Einwanderer in der Nachbarschaft, die politischen Ereignisse des »deutschen Herbstes« und – vor allem – ihre heftige Liebe zum Theater Heiner Müllers und Benno Bessons. Als Regieassistentin an der Volksbühne hält sie die Proben zu Müllers Die Bauern und Goethes Bürgergeneral in faszinierenden Skizzen fest, die diesem ganz besonderen Buch einen zusätzlichen Reiz und dokumentarischen Wert geben.
Mit zwölf Jahren spielt sie ihre erste Theaterrolle am Staatstheater Bursa im »Bürger als Edelmann« von Molière. 1965-67 Aufenthalt in Berlin, Arbeit in einer Fabrik. Theaterrollen: Weihnachtstod, Buch, Regie Franz Xaver Kroetz, Kammerspiele München; Im Dickicht der Städte von Bert Brecht, Freie Volksbühne Berlin; Faust, Regie E. Schleef, Frankfurter Schauspielhaus; Die Trojaner von Berlioz, Regie Berghaus, Frankfurter Oper; Drei Schwestern von Anton Tschechow, Théatre de la Ville, Paris, Regie Matthias Langhoff, Die Troerinnen von Euripides, Théatre Amandière, Paris, Regie Matthias Langhoff.
Buchbesprechung von Siglinde Geisel (Auszug): " ... Die Perspektive der jungen Frau von damals musste Özdamar bei diesem Buch nicht aus der Erinnerung holen. Sie konnte Tagebuchpassagen wörtlich zitieren, denn in der Langsamkeit der DDR hatte sie damals begonnen, Tagebuch zu schreiben. Zunächst pendelte sie jeden Tag von West nach Ost. «Mich hat die Mauer nie interessiert, und ich habe damals auch nie an die Stasi gedacht.» Über die Mauer hätte jeder schreiben können, und es wäre immer Ähnliches dabei herausgekommen. Doch Emine Sevgi Özdamar schreibt mit der Stimme ihres früheren Ichs über das, was niemand anders erlebte und sah. Wer sonst hätte von den Türken berichtet, die in Ostberlin als Westler galten und sich dort eine Freundin suchten, bei der sie assen und wohnten, und die doch jeden Tag einmal rüber mussten, weil sie auch kein Dauervisum hatten. Wenn die Erzählerin wieder in den Westen geht, staunt sie jedes Mal, dass es jenseits der Mauer auch geregnet hat ... " Zur Buchbesprechung

Sonntag, 17. Mai 2009

"Manchmal denke ich, manchmal bin ich."

Thomas Ebers, Markus Melchers, Gudrun Pawelke
WissensWelten Philosophie
Hanser Verlag, 28 S. mit Ausklapptafeln und zahlreichen farbigen Abbildungen, Pappband, ISBN-10: 3-446-23088-2, ISBN-13: 978-3-446-23088-0, € 24,90
Wie dachte man in der Antike? Was ist das Revolutionäre am Denken der Aufklärung? Und welche philosophischen Ideen prägen unsere Gegenwart? Wer die Antworten darauf sucht, ist in "WissensWelten Philosophie" bestens aufgehoben. Neun Zeitalter der Menschheit wie das Mittelalter, die Renaissance oder die Industrialisierung werden in ihrer Einzigartigkeit vorgestellt. Auf praktischen Aufklappseiten mit Zeit- und Übersichtstafeln und den bedeutendsten Philosophen liefert das Buch die wichtigsten Daten aus Politik, Wissenschaft und Kultur. Philosophische Fragen, die zum Denken anregen, und Originaltexte von Philosophen in Einsteckfächern zum Herausnehmen laden zu einem Spaziergang durch die verschiedenen Epochen ein. Mit zahlreichen farbigen Abbildungen.
Rezension Lernklick (Auszug): " ... Neun großformatige Doppelseiten führen durch die Welt der Philosophie von der Antike über das Mittelalter, die Renaissance, die Aufklärung, das Bürgertum, die Industrialisierung, die Welt des 1. und 2. Weltkriegs, die Nachkriegszeit bis ins Jetzt ... Eine Extra-Spalte ist den Gedankenspielen vorbehalten. Hier folgen Die Grundfrage, Die moralische Frage und Die Grenzfrage aufeinander ... Aus Zitaten, philosophischen Fragestellungen, Einblicken in die geschichtlichen und politischen Entwicklungen ab der Antike ist ein Buch entstanden, das zum Nachdenken und Weiterlesen animiert ... " - Zur Rezension

Freitag, 15. Mai 2009

Über die zerbrechliche Zuneigung zweier Jungen

Meg Rosoff
Damals, das Meer
ab 14 Jahren, Carlsen Verlag, Übersetzt von Brigitte Jakobeit, geb.mit Schutzumschlag, 240 S., ISBN 978-3-551-58196-9, € (D) 14,90, € (A) 15,40, sFr 27,50
"Ich bin hundert Jahre alt, ein unmögliches Alter, und meine Gedanken sind nicht in der Gegenwart verankert. So driften sie dahin und landen fast immer am gleichen Ufer. Heute, wie an den meisten anderen Tagen, ist es das Jahr 1962. Das Jahr, in dem ich die Liebe entdeckte. Ich bin wieder sechzehn." Wie ich Finn traf? Und die kleine, windschiefe Hütte direkt an Meer fand, angefüllt vom ewigen Rauschen der Wellen, mit dem prasselnden Kaminfeuer und der wärmenden Suppe? Das war, als ich auf mein drittes Internat kam, St. Oswald, mit seiner Kälte, seinem Drill und seinem erbärmlich schlechten Essen. Und ich suchte nur eine Zuflucht ... Leseprobe (pdf)
Rezension in Zeit online (Auszug): " ... St. Oswald ist eine Dressuranstalt für Widerlinge oder Versager, und beide Wege stehen dem Neuankömmling, der leidet, sich aber zu arrangieren weiß, offen. Bis er beim Schullauf durch ein verlassenes Fischerdorf dem Jungen Finn begegnet und eine neue, alles umstürzende Regel lernen muss: »Nicht jeder ist Regeln unterworfen.« Finn erscheint als ein etwa gleichaltriger, ansonsten höchst rätselhafter Junge. Hat ihn seine Mutter wirklich, wie er sagt, als Baby verlassen? Wurde seine Geburt tatsächlich nie registriert? War er seit dem Tod seiner Großmutter, all die Jahre, wirklich allein? Fest steht, dass Finn allein in einer von der Flut umspülten Holzhütte lebt, Fische fängt, sich als Handlanger verdingt. Und dass sein Lächeln »ein Loch in die Welt brennen« könnte ... " - Zur Rezension

Lotte mit den großen Ohren - von Liza Dorogova

Eine Geschichte

Heute bekam ich Post aus Rußland, von Liza, die die regelmäßigen Leser unseres Blogs ja bereits kennen: ein kleines, gedrucktes und bebildertes Heftchen mit ihren Kurzgeschichten. Bisher wußte ich nur, daß sie auch dichtet (ihre Gedichte hat sie auf ihren Webseiten veröffentlicht. Hier habe ich euch mal eine der Geschichten mit einem (natürlich von ihr gemalten Bild) gescannt:

Lotte aus dem Blumentopf

...und einmal hab ich die Lotte aus dem Blumentopf gesehen. Sie bemutterte die Veilchen. Früher war es immer ein Geheimnis für mich, warum die Veilchen so gepflegt aussahen, obwohl niemand sich um sie kiimmerte.

Lotte hatte viel zu tun. Als ich sie zum ersten Mal sah, war sie gerade bei der Arbeit. Lotte musste nicht nur im Blumentöpflein aufräumen, sondern sich auch um die Baby-Veilchen sorgen. Mit Wasser begiessen, die Babys ins Bett bringen. Ein richtiges Zubettgehen ist das nicht, denn Blumenbabys haben ja keine Beinchen, aber sich mit Blätterchen zudecken – das können die kleinen Veilchen schon gut.

In ihrer Freizeit guckt Lotte gern aus dem Fenster heraus - was draußen in der grossen Welt alles los ist. Und wenn die Oma abends mit ihren Märchen beginnt, wird Lotte ganz Ohr.

Jetzt sind wir mit Lotte gut befreundet und sie hat mir verraten, wofür sie ihre großen Ohren braucht: sie müsse doch hören, was die zartstimmigen Veilchen sagen!

Mit so einer Freundin kann nie von Langeweile die Rede sein, oder?

Montag, 11. Mai 2009

Johann Heinrich Jung-Stilling in Marburg (Roman)

Nicole Vogel
Licht in Marburgs Gassen - Aus dem Leben von Jung-Stilling
Francke Buchhandlung 2008, 288 S., brosch., ISBN-10: 3868270248, ISBN-13: 978-3868270242, € 12.95, € (A) 13.40, SFr 23.40
Wir schreiben das Jahr 1787. Gespannt erwarten die Bürger des beschaulichen Univer-sitätsstädtchens Marburg den Einzug des neuen Professors Jung-Stilling. Unter ihnen ist auch Elise Coing, eine aufgeweckte junge Frau, die sich von den gesellschaftlichen Konventionen jener Zeit eingeengt fühlt. Sie freut sich besonders auf die Anreise des bekannten Professors, Schriftstellers und Augenarztes. Als er endlich eintrifft, ist sie allerdings enttäuscht, weil er ihren Erwartungen so gar nicht entspricht. Seine Frau Salome hingegen wird zu ihrer besten Freundin. Nicht zuletzt durch sie lernt Elise den Professor besser zu verstehen – so gut, dass sie mit der Zeit mehr für den faszinierenden Mann empfindet als schicklich ist ...Doch wie kann Gott nur zulassen, dass sie solche Gefühle für einen verheirateten Mann entwickelt? Dann, eines Tages, äußert Salome eine schockierende Bitte ...
Prolog: Die Kutsche rollte langsam, von müden Pferden gezogen, auf Marburg zu. In ihr saßen ein Mann mittleren Alters und eine junge Frau. Während der Mann in einen beschriebenen Bogen Papier vertieft war, blickte die Frau nachdenklich aus dem Fenster und sah, wie der Ort zäh näher kam. In der Ferne konnte sie schon das Universitätsgebäude sehen und die Brücke, über die sie bald in ihren letzten Lebensabschnitt gelangen würde. Sie wusste, dies war das letzte Mal, dass sie sich in einer neuen Stadt niederlassen würde. Doch es machte ihr nichts aus. Die Menschen würden sie zwar alle vermissen, aber sie war sich sicher, dass sie in dieser Stadt bis zu ihrem Ende glücklich sein würde.
Die Sonne stand hoch am Himmel und war dennoch kaum dazu in der Lage, die dichten Wolkenmassen zu durchbrechen. Nicht ein Lichtstrahl schaffte es, die dick zugefrorene Lahn zu erhellen. In der Kutsche war es so düster, dass die Frau das Gesicht des Mannes kaum sehen konnte. Während sie an ihre Kinder dachte, wusste sie instinktiv, dass sie nur noch wenige Winter miteinander verbringen würden. Es war mehr als eine Vorahnung. Sie wusste genau: Hier würde der Tod Einzug halten ... Leseprobe und Johann Heinrich Jung-Stilling (Wikipedia)

Sonntag, 10. Mai 2009

8 353 Kilometer mit dem Fahrrad

Christoph D. Brumme
Auf einem blauen Elefanten - 8 353 Kilometer mit dem Fahrrad von Berlin an die Wolga und zurück
Dittrich Verlag 2009, 192 S., Landkarten und Fotos, geb., ISBN: 978-3-937717-32-6, 19,80 €
Auf einem ganz normalen Tourenfahrrad macht sich Christoph D. Brumme im Mai 2007 auf den Weg nach Saratov in Russland. Viel zu gefährlich!, warnen ihn Freunde und Bekannte, Russen, Ukrainer und Deutsche. Doch Brumme möchte die unbekannte Wirklichkeit erforschen. Er träumt davon, in der Wolga zu schwimmen, im Mondschein in der Steppe zu schlafen und sich das Rauchen abzugewöhnen. Nach acht Tagen durch Polen erreicht er die ukrainische Grenze. Es zieht ihn dorthin, wo mehr Nutz- als Zierpflanzen in den Gärten stehen. »Die Leute mit den Nutzpflanzen sind die besseren Erzähler. Die Zierpflanzen-Besitzer verfügen über ein Konto, sie haben Kaufverträge abgeschlossen, und bei ihnen kann man viel kaputt oder schmutzig machen. Das wirkt sich auf die Bereitschaft zum Erzählen aus.« Bald trifft er auch frühmorgens die »Räuber und Banditen«: Sie arbeiten im Regen auf den Feldern und tragen Stützstrümpfe und Hörgeräte aus den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts.
Die größte Entdeckung sind jedoch die Buswartehäuschen. Seit Jahrzehnten werden sie mit Mosai-ken gestaltet, eines schöner als das andere. Er fotografiert die farbenfrohen Zeugen der Geschichte und diskutiert mit Passanten über die sowjetische Zeit. Das Diktiergerät hat Brumme sich um den Hals gehängt, so kann er Einfälle und Beobachtungen auch während des Fahrens festhalten. Er arbeitet als Tellerwäscher und in einer Brigade von Bauarbeitern, trifft weise Offiziere und einen Drogenfahnder, er lernt ein betrunkenes Dorf kennen. Er wird eingeladen, beschenkt und bestaunt.
Das Radfahren wird zunehmend zu einem Rausch. Brumme hält sich selbst und den Ziegen am Wegrand Vorträge, denkt über das Schreiben nach und erinnert sich an Schachpartien. Wer mit ihm reist, wird reich belohnt. Die vielen Begegnungen fügen sich zu einem farbigen Porträt der Länder in der »Schwarzen Mitte Europas«, über die wir Westeuropäer noch viel zu wenig wissen. Anhand von Übersichtskarten kann der Leser die einzelnen Etappen der Tour de Wolga nachvollziehen. Eine Auswahl der Buswartehäuschen wird auf einem farbigen Innenteil dokumentiert. "Tagesspiegel"-Interview mit dem Autor - "GEO"-Interview mit dem Autor - Blog des Autors - Literaturfunk

Donnerstag, 7. Mai 2009

Die Brüder Humboldt

Manfred Geier
Die Brüder Humboldt - Eine Biographie
rowohlt 2009, Hardcover, 352 S., ISBN 978-3-498-02511-3, 19,90 €
INHALT:
1. Kapitel: Eine traurige frühe Jugend - Warum die beiden Kinder die Natur lieben, während sie sich von den Menschen gequält fühlen
2. Kapitel: Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen - Wie die Jugendlichen in den Kreis der Berliner Aufklärer geraten, und was sie von ihnen lernen
3. Kapitel: Der erste Schritt in die Welt - Wie die beiden Studenten ihren Geist bilden und ihre ersten Freundschaften schließen
4. Kapitel: Zu den Gegenständen selbst - Was Alexander und Wilhelm auf ihren Reisen an den Rhein beobachten und erfahren
5. Kapitel: Augenzeuge von merkwürdigen Begebenheiten - Wie die Brüder Humboldt die Französische Revolution erleben und Auswege aus ihren eigenen Krisen suchen
6. Kapitel: Jeder Mensch muß ins Große und Ganze wirken - Warum sich Wilhelm auf sich selbst konzentriert, während Alexander dem Leben auf der Spur ist
7. Kapitel: Jenaer Verhältnisse - Wie sich die Brüder mit Goethe und Schiller anfreunden und ihre klassischen Ideen vom Ganzen entwickeln
8. Kapitel: Welch ein Genuß! - Wie Alexander endlich nach Amerika gelangt, und was er von dort seinem Bruder Wilhelm berichtet
9. Kapitel: Vor der Welt muß man das Vaterland ehren - Warum Wilhelm von Humboldt Politik für Deutschland macht, während Alexander immer französischer wird
10. Kapitel: Ich bereue nicht, was ich gethan habe - Wie die Brüder Humboldt im Alter doch noch das Glück genießen, gemeinsam an einem Ort zu leben und ihre Lebenswerke schreiben zu können
Anmerkungen – Literaturhinweise – Namenregister - Bildnachweis ... Leseprobe
Rezension Deutschlandfunk (Auszug): " ... Geiers beherrscht das Material so gut, dass er die Lebensgeschichten der Brüder nicht nur parallel, sondern in ihren kleinsten Verflechtungen erzählen kann. So sehr sich Wilhelm mit Caroline zum ruhigen, sesshaften, geistig erfüllten Leben bestimmt sieht - "Den Wirkungskreis klein machen, um groß werden und sein zu können!" fasst Geier zusammen - , so sehr nimmt Alexander im Vorfeld der Amerika-Reise Abstand vom Häuslichkeitsmodell: "Alles was auf bürgerliche Verhältnisse Bezug hatte, wurde mir verächtlich." ... Manfred Geier versucht gar nicht erst, die Werke der Humboldts zu durchstreifen. Es wäre auf gut 300 Seiten unmöglich. Auch Alexanders Reise wird gekonnt gerafft. Geier entwirft vor allem das grandioses Lebenseintrittspanorama von zwei Menschen, die aufs Ganze aus waren. Alexanders aufs Ganze der Natur, Wilhelm aufs Ganze von Sprache und Denken, beide auf ein konzentriertes Leben mit allem Drum und Dran ..." - Zur Rezension

Mittwoch, 6. Mai 2009

Das Mittelmeer und seine spannende(n) Geschichte(n)

Báltasar Porcel
Das Mittelmeer - Eine stürmische Reise durch Zeiten und Kulturen
Transit Verlag, Aus dem Katalanischen übersetzt von Kirsten Brandt, 400 S., gebunden mit Schutzumschlag, sw- und Farbabbildungen, ISBN 978-3-88747-237-5, € 24,80 (D), CHF 44,–
Ein Ereignis: die Kulturgeschichte des gesamten Mittelmeerraums, leidenschaftlich erzählt, voller Entdeckungen, außergewöhnlicher Ereignisse und wunderbarer Gestalten.
»Dieses Buch könnte sowohl als Kulturgeschichte wie als Reiseführer beschrieben werden, es ist aber weit mehr als das: die Figuren, die die Landschaft dieses Buchs bevölkern, stehen symbolisch für die Welle der Humanität, die das Mittelmeer immer wieder in Bewegung gehalten hat.« Mit diesen Worten lädt uns Baltasar Porcel auf eine Reise ein, auf der er mit seinem feurigen Geist die Namen und die Regionen des Mittelmeerraums leuchten lässt: Homer und die Renaissance-Künstler, das Venedig der Dogen und Suleiman der Prächtige, Karthago und Granada und von da nach Malta und Jerusalem, Christopher Columbus, die Straßen von Marrakesch und die grünen Küsten von Mallorca. Das Mittelmeer, eingefasst von drei Kontinenten, ist die Wiege einer Zivilisation, deren Ursprünge gefunden werden können im Nil-Delta, auf den Weiden im Süden Andalusiens und im Atlas-Gebirge. Getragen von den Gezeiten der Geschichte und der Mythen bricht Porcel auf zu einer faszinierenden und poetischen Reise, die persönliche Erfahrung mischt mit historischer Kennerschaft. - Leseprobe mit Bildern
Rezension dradio (Auszug): " ... Den Leser erwarten 22 Essays, die chronologisch die Geschichte des Mittelmeers schildern; Porcel beginnt vor 20 Millionen Jahren und spannt den Rahmen bis in die Jetztzeit. Hauptstationen des Buches sind meist die bekannt großen Epochen und Kulturen, also zum Beispiel Pharaonen, Griechen, Römer, Juden, Christen, Muslime, Renaissance, Barock, Napoleon und in der Moderne auch Faschismus, Bootsflüchtlinge usw. "Das Mittelmeer" ist eine Tour de force durch die Historie, erzählt von einem gestandenen Schriftsteller, - jeder Essay eine Art Kamingeschichte; Porcel eröffnet seine Kapitel meist szenisch, um Intimität zu schaffen; in jenem über die Piraterie im Mittelmeer beginnt Porcel mit seiner eigenen Kindheit in seinem mallorquinischen Heimatdorf, mit schaurigen Liedern über Piraten, die den Autor als Kind ... den Leseeindruck prägen erstens essayistische Reflexionen, zweitens historische wie literarische Zitate, drittens Porcels brillante Reisebeschreibungen und viertens detailreiche historische Abhandlungen, die hier und da allerdings einen größeren Überblick vermissen lassen, wie zum Beispiel das Kapitel 18 über die Seefahrt des 15. Jahrhunderts. Sollte dem Leser der Text passagenweise zu professoral werden, so sei ihm geraten, zwei, drei Seiten zu überblättern, - er wird versöhnt. - Zur Rezension

Dienstag, 5. Mai 2009

Ein kleines Buch über große Fragen

Robert C. Solomon
Das kleine Buch der Philosophie
Siedler Verlag, Aus dem Amerikanischen von Erich Ammereller, geb., Leinen mit Schutzumschlag, 160 S.,ISBN: 978-3-88680-918-9, € 16,95 [D], € 17,50 [A], CHF 30,90
Indem Robert C. Solomon nach dem Selbst und dem Selbstbewusstsein, nach Wahrheit und Wissen, Freiheit, Glück und Moral fragt, führt er uns anhand von ganz konkreten Beispielen sehr anschaulich vor Augen, dass wir Philosophie auch in unserem Alltag erleben und leben können. Die Philosophie ist ein Gespräch mit einer dreitausendjährigen Geschichte. Robert C. Solomon macht den Leser mit der Kunst des Philosophierens vertraut, indem er von diesem großen Gespräch erzählt und dabei zu eigenen Gedanken und Ideen anregt. Gleichsam im Spaziergang durch die Geschichte der Philosophie lässt er die wichtigsten europäischen, aber auch chinesischen, indischen und antiken Denker zu Wort kommen und bietet so einen hervorragenden Einstieg in grundlegende philosophische Fragen, Begriffe und Lebensweisen.
Amüsant und tiefgründig zugleich liest sich dieses Buch als eine Aufforderung, vor der Philosophie und ihren größten Köpfen nicht in Ehrfurcht zu erstarren, sondern seinem eigenen Verstand zu vertrauen und selbst nach Antworten auf die existenziellen Fragen des Lebens zu suchen. - Aus dem Inhalt: Das klassische Erbe der Philosophie • Gott, Natur und Spiritualität • Die Philosophie, das Glück und die Bedeutung des Lebens
Rezension dradio Kultur (Auszug): " ... Es gibt zwei einander eng verwandte Genres von Büchern, welche Philosophen meist erst gegen Ende ihres Lebens schreiben: Da sind die großen Was-ist-Philosophie?-Abhandlungen ... Und zweitens die kleinen Einführungen in die Philosophie, in denen sie interessierten Laien möglichst knapp und klar erzählen möchten, was es mit der Philosophie auf sich hat. Zur letzteren Sorte gehört "Das kleine Buch der Philosophie" des amerikanischen Philosophen Robert C. Solomon ... und es ist ein besonders schönes Exemplar seiner Art. Solomon gelingt es ganz hervorragend, in sieben kurzen Kapiteln einige der wichtigsten klassischen Themen der Philosophie gut verständlich, ohne Fachjargon und auf anregende Weise einzuführen: vom Rätsel des Bewusstseins und der Frage nach Gott und Natur, über Rationalität und Skeptizismus bis hin zum Problem von Freiheit und Verantwortung und der Suche nach dem guten Leben. Dabei steht für Solomon weniger die Vermittlung von Wissen im Vordergrund; es geht ihm ganz offensichtlich nicht darum, Philosophie im Sinne eines Grundkurses zu lehren. Vielmehr bemüht er sich überall darum, ganz allgemein zu zeigen, wie philosophische Fragen entstanden sind, und warum sie immer noch relevant sind ... Solomon beschränkt sich hier nicht wie viele Philosophiehistoriker auf die alten Griechen und die westliche Philosophietradition, sondern er zeigt die Verbindung dieser Tradition erstens mit den gleichzeitig sich entwickelnden Religionen und zweitens auch mit außereuropäischen Denktraditionen, der Philosophie im alten China, dem indischen Denken ... Zur Rezension