Montag, 7. April 2008

Alja, die kleine Malerin von St. Petersburg

Maria Blumencron
Das Wunder von St. Petersburg
- Rußlands Kinder und die Macht der Phantasie

Piper Verlag 2006, 320 S. mit 52 Abbildungen, kt., ISBN-10: 3492246753, ISBN: 9783492246750, € 9,95 [D], € 10,30 [A], sFr 18,60
Die Erfolgsautorin Maria Blumencron erzählt die Geschichte von der sechsjährigen Alja, die mit billigen Wachsmalstiften aus Korea in der Kinderakademie der Eremitage wunderbare Welten malt. Von Anna, ihrer Mutter, die nachts putzen geht, um tagsüber das Ausnahmetalent ihres Kindes zu fördern. Zwei Lebensgeschichten, in denen sich das Lebensgefühl eines Volkes spiegelt, zwischen Verzweiflung und Hoffnung, abgrundtiefer Traurigkeit und ewiger Schönheit. - St. Petersburg ist wie ein Roman. Zieht man irgendwo an einem Faden, schleppt dieser einen ganzen Berg an Geschichten hinter sich her. Dies ist die wahre Geschichte von Anna und Alja Timonina - in Form eines unendlichen Romans ... Alja, die kleine Malerin von St. Petersburg lebt mit ihrer Mutter Anna am Nullpunkt der nördlichsten Stadt Europas. Der Mittelpunkt einer russischen Stadt wird stets durch einen Nullstein markiert, der im jeweiligen Hauptpostamt zu finden ist. Potschtamtskaja 11 - Postamtstraße 11, Stiege 1, Wohnung 1, Zimmer 3 - so lautet Annas und Aljas Adresse. Das bescheidene Kommunalzimmer, in dem die beiden wohnen, liegt von allen Zimmern der Stadt dem Nullpunkt von St. Petersburg am nächsten. Besäße Anna die Fähigkeit durch ihre Wand hindurch zu greifen und ihren Arm um etwa drei Meter zu verlängern, könnte sie den Nullstein der Stadt berühren, der - von roten Kordeln eingefasst - in der Kassenhalle des St. Petersburger Hauptpostamtes steht. Manchmal stellt sich Anna vor, ihre Hand für eine Weile auf diesem Nullpunkt ruhen lassen, um den Pulsschlag ihrer Stadt zu spüren.
Nachts schrubbt Anna die Böden einer deutschen Computerfirma, um am Tag das Talent ihres kranken Kindes zu fördern. - Mit ihren sechs Jahren ist Alja jüngste Schülerin der Kinderakademie in der Eremitage, wo besonders begabte Kinder gefördert werden. In St. Petersburg ist Alja nicht ganz unbekannt. Die lokalen Medien sprechen von ihr als dem ‚kleinen Wunder von St. Petersburg'. Auswirkung auf ihr alltägliches Leben hat dies kaum. Nach wie vor führen Mutter und Tochter ein Leben am Abgrund - sozial, wirtschaftlich und psychisch.
Als die Autorin Maria Blumencron kurz vor Weihnachten mit ihrem kleinen Sohn in Köln zu einer russischen Kinderärztin ging, wurde sie im Wartezimmer auf die außergewöhnlichen Zeichnungen eines Kindes aufmerksam: an allen Wänden hingen seltsame, sehr farbenprächtige Bilder, in denen stets Katzen die Protagonisten waren. Es gab Katzenblumen, Katzenengel, Katzenmöhren, Katzenmonde, eine Katzensonne, Katzenfische, Katzen-ballerinas und einen großen Kater namens Finx Luxiewitsch, der dieses wundersame Reich erschaffen hatte. Zweck dieser Ausstellung war es, Spenden für die kleine Malerin aus St. Petersburg zu sammeln. - Alja leidet an einer seltenen Darmkrankheit, und die kostspielige Diät ist unbezahlbar für die Mutter. Sofort nahm die Autorin Kontakt mit der Mutter in St. Petersburg auf. Drei Monate später kam es zu einem ersten Kennenlernen. Als Anna Timonina aus ihrem bewegten Leben erzählte, war schnell klar, dass Aljas Bilder vor dem Hintergrund der außergewöhnlichen Biografie ihrer Mutter eine noch tiefere Dimension bekommen würden. Die Idee zu einem Buch war geboren.
"Das Wunder von St Petersburg" ist eine wahre Geschichte, die auf drei Ebenen erzählt wird. Zunächst ist es die turbulente und bewegende Biografie der Anna Timonina, die ihre Kindheit im legendären Rimsky-Korsakov-Musikkinderheim verbrachte, wo sowjetische Waisenkinder unter unmenschlichen Bedingungen für den Orchestergraben gedrillt wurden. Diese Vergangenheitsebene wird von zwölf Gegenwartskapiteln durchwoben, die den Verlauf eines Jahres im heutigen St. Petersburg schildern (St. Petersburg im Januar, St. Petersburg im Februar, ...). In dieser Gegenwart des Jahres 2003, in dem die Stadt ihr 300-jäähriges Jubiläum feierte, lernen wir Anna als junge Frau kennen - eine allein erziehende Mutter, die unter größter Aufopferung für die Zukunft ihres kranken, hoch begabten Kindes kämpft. Aljas wunderbare Malereien und ihre Phantasiegeschichten über das paradiesische Katzenreich "Finx Lux", bilden die phantastische Ebene dieses Buches.
- Webseiten zum Buch
Die Bilder und Geschichten eines fünfjährigen Mädchens aus St. Peterburg haben Maria von Blumencron im Jahre 2003 nach Russland geführt. Ihre Eindrücke hat sie in dem Buch ´Das Wunder von St. Petersburg´ nieder-geschrieben. Die Geschichte der kranken Alja und ihrer tapferen Mutter Anna berührte die Menschen so sehr, dass sich großzügige Sponsoren und Geldgeber fanden. Mutter und Tochter leben heute in einer schönen Altbau-wohnung im Zentrum von Sankt Petersburg. Alja ist gesund, geht zur Schule, malt in ihrer Freizeit wunderschöne Bilder, und ihre Mutter kann endlich studieren. Die weiterhin anhaltende Hilfsbereitschaft der Leser versuchen wir nun für jene Kinder zu nutzen, deren Schicksal namenlos geblieben ist: Die Straßenkinder von St. Petersburg. Ihnen widmet der russische Arzt Dr. Vasily Sereda sein ganzes Leben. - Hilfsprojekte der Autorin: "shelter108" Rußland

Seit 1990 kämpft der Sankt Petersburger Kinderarzt Dr. Vasily Sereda für die Rechte der Straßenkinder in St. Petersburg. Die großen sozialen Erschütterungen Russlands im 20. Jahrhundert - Revolution, 1.Weltkrieg, 2. Weltkrieg - haben jedes mal dazu geführt, dass die großen Städte mit einer Welle von Straßenkindern überspült wurden. Auch nach der Perestroika ergoss sich diese Welle über die Städte Moskau, St. Petersburg und das Gebiet von Kermerovo mit den Kohleschächten. Anfang der 90-er Jahre begann dann auch, angepasst an die wirtschaftliche Neuorientierung der Gesellschaft, der Ausverkauf und die geschäftlich betriebene Adoption von Kindern aus Waisenhäusern ... - Hilfsprojekte der Autorin: "shelter108" Straßenkinder von St. Petersburg

Keine Kommentare: