Freitag, 18. April 2008

Geschichte der deutschen Literatur - von Manfred Mai

Manfred Mai
Geschichte der deutschen Literatur
Mit Illustrationen von Rotraut Susanne Berner, Beltz & Gelberg, 200 S., geb., ISBN 978-3-407-75323-6, EUR 16,90 - brosch., ISBN 978-3-407-75525-4, EUR 7,95
Die Geschichte geht weiter - auch die Literaturgeschichte. Denn was bleibt und was vergeht, entscheidet sich immer erst aus zeitlichem Abstand. Nach über 20.000 verkauften Exemplaren jetzt eine erweiterte Neuausgabe. Manfred Mai hat seine erfolgreiche und hochgelobte Darstellung der deutschen Literatur erweitert und bis zur so genannten Popliteratur fortgeschrieben. Auf knapp 200 Seiten erzählt er nun die ganze deutsche Literaturgeschichte von den Merseburger Zaubersprüchen bis zur Gegenwart, von ihren wichtigen Epochen, Autoren und Werken, aber auch ihrer Einbettung in die politische und soziale Entwicklung, ohne die sie nicht zu verstehen ist. Dabei zeigt Mai spielerisch leicht, wie spannend Literaturgeschichte sein kann, wenn von ihr nur anschaulich und lebendig genug erzählt wird. Ein Buch nicht nur für junge Leser, das Lust auf Lesen macht. Hinzgekommen sind: Die "zwei neuen Stimmen", Robert Schneider und Bernhard Schlink; die "literarischen Fräuleinwunder" Zoë Jenny, Judith Hermann; die jungen "Popliteraten" Christian Kracht und Benjamin von Stuckrad-Barre und ein Personenregister. Leseprobe: Die Stürmer und Dränger dichteten aber nicht nur von der Natur und großen Gefühlen, sie klagten in ihren Texten auch das Unrecht im Land an und forderten mehr Rechte und Freiheit für die Menschen. Das war allerdings ziemlich riskant, weshalb der Schwabe Christian Friedrich Daniel Schubart in seiner Deutschen Chronik schrieb: "Glaubs wohl, Hunger, Schmach, öffentliche Schande erwarten den, der´s wagt, frey von der Brust zu schreiben." Wie Recht er mit dieser Prophezeiung hatte, musste er am eigenen Leib erfahren. Weil er in seinen Texten die Obrigkeit kritisierte, ließ ihn der württembergische Herzog Karl Eugen verhaften und ohne Gerichtsurteil für zehn Jahre in den Kerker werfen.Auch ein junger Landsmann Schubarts wurde von dem Herzog in eine Art Gefängnis gesteckt: Friedrich Schiller (1759-1805). Gegen den Willen seiner Eltern, die ihren Sohn Theologie studieren lassen wollten, musste der begabte Friedrich die Hohe Karlsschule besuchen. In dieser berüchtigten Anstalt waren die Zöglinge weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Absoluter Gehorsam und militärischer Drill sollten jede Individualität ersticken und unterwürfige Staatsdiener hervorbringen.Hier schrieb der junge Schiller heimlich und in ständiger Gefahr, erwischt zu werden, sein erstes Drama Die Räuber. Ein glühendes Verlangen nach Freiheit, Kraft und Größe spricht schon aus den ersten Sätzen Karl Moors: "Nein, ich mag nicht daran denken! Ich soll meinen Leib pressen in eine Schnürbrust und meinen Willen schnüren in Gesetze. Das Gesetz hat zum Schneckengang verdorben, was Adlerflug geworden wäre. Das Gesetz hat noch keinen großen Mann gebildet, aber die Freiheit brütet Kolosse und Extremitäten aus." Die Uraufführung des Dramas in Mannheim am 13. Januar 1782 wurde ein sensationeller Erfolg. "Das Theater glich einem Irrenhaus, rollende Augen, geballte Fäuste, heisere Aufschreie im Zuschauerraum. Fremde Menschen fielen einander schluchzend in die Arme, Frauen wankten, einer Ohnmacht nahe, zur Tür. Es war eine allgemeine Auflösung wie im Chaos, aus dessen Nebel eine neue Schöpfung hervorbricht", notierte ein Augenzeuge. - Schiller-Buch des Autors in diesem Blog und Autoren-Webseiten

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