Freitag, 16. Januar 2009

Die karge Schönheit der Wüste

J. M. G. Le Clézio
Wüste
Kiepenheuer & Witsch 2008, Roman. Aus dem Französischen von Uli Wittmann, TB, 432 S., ISBN: 978-3-462-04121-7, Euro (D) 8.95, sFr 16.50, Euro (A) 9.30
Die Sonne und der Wind, die karge Schönheit der Wüste - das ist das Leben Lallas. Nach dem Tode ihrer Mutter lebt die junge Marokkanerin Lalla in der Obhut einer Tante in den Slums einer Stadt am Meer. Ihre Zeit verbringt Lalla am Strand oder am Rande der Wüste, beobachtet dort Tiere und Pflanzen. Der stumme Hirte Hartani ist ihr Gefährte und Vertrauter. Immer wieder träumt Lalla von den blauen Männern, dem Nomadenvolk der Tuareg, mit deren Geschichten und Legenden sie groß geworden ist. Als die 17jährige mit einem ungeliebten Mann verheiratet werden soll, flieht sie nach Marseille und arbeitet in einem billigen Hotel. Das Elend der nordafrikanischen Einwanderer, die Armut, in der sie leben, die Brutalität der Großstadt machen Lalla immer bewusster, dass sie ein Kind der Wüste ist, nur dort leben kann. Auch als sie von einem Fotografen entdeckt wird, der, fasziniert von der dunklen Schönheit des Mädchens, ihre Bilder auf den Titelseiten der großen Illustrierten veröffentlicht, will sie nicht in Marseille bleiben. Sie kehrt in ihr Land zurück, wo sie sich den blauen Männern, ihren Vorfahren, näher fühlt. Dort bringt sie das Kind zur Welt, das sie von Hartani erwartet.
J.M.G. Le Clézio hat in seinem Roman die Schönheit der Wüste Sahara mit der »Wüste« Marseille kontrastiert, auf kunstvolle Weise die Geschichte der Tuareg mit der Lallas verknüpft. Das Buch nimmt gefangen durch die Ursprünglichkeit Lallas, die wilde Fremdartigkeit der Tuareg, verzaubernde Naturbeschreibungen und eine ungewöhnlich poetische Sprache. Für "Wüste" erhielt J.M.G. Le Clézio den Prix Morand der Académie française.
Deutschlandfunk über den Nobelpreisträger 2008 (Auszug): "Eine Kindheit in Afrika, Jean-Marie Gustave Le Clézio: "Der Afrikaner", Der Hörverlag, 2008
Als Jean-Marie Gustave Le Clezio im vergangenen Jahr den Literaturnobelpreis erhielt, war er in Deutschland weitgehend unbekannt. In Frankreich dagegen war der Bestsellerautor schon zuvor berühmt. Von seinen mehr als 40 Werken wurde nun ein einziges als deutschsprachiges Hörbuch herausgegeben: Die autobiografische Erzählung "Der Afrikaner", in der er seine Kindheit in Afrika schildert. - "Heute lebe ich, reise, habe meinerseits eine Familie gegründet, an anderen Orten Wurzeln gefasst. Und dennoch durchdringt mich in jedem Augenblick die Zeit von Ogoya wie eine ätherische Substanz, die zwischen den Wänden der Wirklichkeit zirkuliert." - Jean-Marie Gustave Le Clézio ist ein Reisender. Die Identität der Menschen in einer postkolonialen Welt ist das große Thema in den Erzählungen, Romanen und Essays des literarischen Ethnologen. Le Clézio erzählt Geschichten von allen Kontinenten dieser Welt, doch seine wichtigste Reise, die ihn für das Leben prägen sollte, war die erste. Sie führte ihn 1948 im Alter von acht Jahren von Nizza nach Afrika, nach Ogoya ... " Deutschlandfunk

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