Dienstag, 3. Februar 2009

Adelbert von Chamisso

Beatrix Langner
Der wilde Europäer - Adelbert von Chamisso
Matthes & Seitz 2008, Mit zahlreichen Abbildungen, 368 S., geb. mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-88221-889-3, € 29,80, CHF 49,90
Europäer, Dichter und Weltreisender - Der Weltreisende Adelbert von Chamisso war ein Mensch, der sich ruhelos zwischen den Grenzen und Kulturen bewegte, ein vaterlandsloser, »wilder« Europäer. 1781 als französischer Aristokrat geboren und 1838 als deutscher Dichter gestorben, war sein abenteuerliches Leben ein Entwurf der Freiheit. Nach jahrelanger Flucht aus dem Frankreich der Revolution gelingt es der Familie des Grafen de Chamisso in Berlin ein neues Leben aufzubauen. Nach Stationen in Düsseldorf, Würzburg und Bayreuth finden sie erst hier, in der zu einem Viertel von Franzosen be­wohn­ten preußischen Hauptstadt, eine neue Heimat. Adelbert von Chamisso, wie er sich fortan nennt, be­freundet sich mit Rahel Varnhagen, Alexander von Humboldt, Jean Paul, August Wilhelm Schlegel, Ludwig Börne und vielen an- deren Größen der Berliner Salons jener Zeit. Mit dem Peter Schlemihl macht er sich früh einen Namen als bedeutender Dichter deutscher Sprache. Doch es zieht ihn in die Ferne, er nimmt an einer abenteuerlichen Welt­reise mit dem russischen Schiff »Rurik« teil und widmet sich verstärkt den Naturwissenschaften. Bis zu seinem Tod 1838 führt er ein unruhiges Leben, er wechselt mehr­fach die Nationalität, forscht und schreibt und hinterlässt ein widersprüchliches Bild.
Rezension im Deutschlandfungk (Auszug): " ... "Der Schattenmann", hieß Chamisso im Volksmund. Einen wilden Europäer nennt ihn seine Biographin Beatrix Langner, anknüpfend an Claude Lévi Strauss' Abhandlung über das wilde Denken. Das vor allem ein freies Denken ist und dann gelingt, wenn Menschen mehr als nur geographische Grenzen überschreiten, wenn sie nicht Halt suchen und sich allein orientieren an Familie, Herkunft oder Religion, sondern ihren Geist sich entfalten lassen, wie Chamisso es tat, "dessen Bestimmung es war", so Langner, "keiner Bestimmung zu folgen und selbst Autor seines Lebens zu werden." - Ein kluges Programm übrigens auch für uns im globalisierten 21. Jahrhundert ... " Zur Rezension

Im selben Verlag erschienen: Adelbert von Chamisso
Die Gauner. Galerie der pfiffigsten Schliche und Kniffe berüchtigter Menschen
Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Gerd Schäfer, 160 S., geb. mit Schutzumschlag. Lesebändchen, ISBN 978-3-88221-884-8, € 16,80, CHF 30,90
Eine überraschende Wiederentdeckung des genialen Autors des Schlemihl: die 1836 erschienene und seither verschollene Sammlung von Geschichten über Räuber, Betrüger und Mörder, untreue Ehefrauen und hartnäckige Verführer. Ein literarischer Frühlingsstrauß! Adelbert von Chamisso hat in dieser Geschichtensammlung eine Art Grimms Märchenschatz zusammengetragen: Er präsentiert ein Panoptikum der Halunkerei. Belustigt, lakonisch und unvoreingenommen erzählt er von großen und kleinen Gaunereien. In einer wundervollen Sprache, einem völlig eigenständigen Ton, der Märchen, Volkssage und Bericht zugleich entlehnt ist, lesen wir Verblüffendes und Empörendes über zwei Gauner, die sich vor Gericht bringen lassen, um dort sowohl den Richter als auch die Gerichtsdiener zu bestehlen. Auch von einem Huhn wird berichtet, das wie der Papst gerufen wird und dessen Besitzerin die Inquisition droht. Wir erfahren etwas über eine trickreiche Verführung, einen Ehebruch und die Bestrafung der Untreue. Über eine seltsame Höllenmaschine, aber auch Neues über Robin Hood und Falstaff. Der weitgereiste Chamisso weiß von vielen Verbrechen und Vergehen zu berichten, begangen nicht nur von Deutschen oder Engländern, Christen oder Juden, denn: "Spitzbuben gibt es unter allen Nationen und von allen Religionen."

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