Wer war's?
Als er längst weltberühmt war, führte er noch immer lange Telefongespräche mit Tante Mimi. Quer über den Atlantik! Und sie stritten sich in alter Pracht und Herrlichkeit. Einmal schrie sie: "Du verdammter Kerl!" und knallte den Hörer auf die Gabel. Aber der verdammte Kerl rief sofort wieder an. "Tante Mimi", fragte er besorgt über viele tausend Meilen hinweg, "du bist mir doch nicht mehr böse?" Bestimmt nicht. Die Leute aus ihrer gemeinsamen Heimatstadt gelten als rauh, aber herzlich. Es ist eine Hafenstadt mit einem Haufen Fabriken und vielen Arbeitslosen, heute wie damals, als er geboren wurde. Da war noch Krieg, und über der Stadt tobte gerade einer der schwersten deutschen Luftangriffe. Er war noch keine halbe Stunde alt, da mußte ihn Tante Mimi unter das Bett seiner Mutter schieben, weil eine Mine vor der Klinik explodierte.
Seine Eltern trennten sich, und er kam zu Tante Mimi und Onkel George. Dort ging es ihm gut, die Tante freilich hatte es oft nicht leicht mit ihm. Es kam eine Zeit, da zuckte Mimi bei jedem Telefonanruf zusammen und dachte: "O Gott, was hat er jetzt wieder angestellt?" Zwar war er im Allgemeinen recht beliebt, konnte aber auch bissig und aggressiv sein. Später ist oft darüber gerätselt worden, wie jemand, der zu den originellsten Kämpfern für den Frieden in der Welt gehört hat und einige der schönsten und sanftesten Liebeslieder dieses Jahrhunderts schrieb, zugleich so ausfallend und verletzend sein konnte.
Die erste Gitarre hat er sich ertrickst. Nachdem Mutter und Tante gegen den Kauf eines solchen Instrumentes waren, bestellte er sich über Versand eine "garantiert bruchsichere" zu fünf Pfund und ließ die Rechnung an seine Mutter schicken. Strafpredigten von ihr fielen erfahrungsgemäß kürzer aus als bei Tante Mimi. Er gründete mit anderen Freunden eine Gruppe, und bald bekamen sie auch kleine Engagements. Sonntag, den 6. Juli 1957, sollten sie beim Gartenfest der St.Peter-Gemeinde in Woolton auftreten. Mimi wußte nicht, daß er spielen würde, und er nicht, daß sie mit seiner Mutter dort hinwollte. "Ich stand da und unterhielt mich bei einen Tasse Tee", berichtete Mimi später, "als plötzlich diesen Lärm üben die Felder drang. Alle waren ganz aufgerüttelt. Die jungen Leute haben ihre Stände verlassen und sind auf das Feld gelaufen. Ich habe gesagt: "Wohin gehen die alle?" Und meine Schwester hat gesagt: "Da muß eine Band spielen, gehen wir doch auch hin." Tante und Neffe müssen wie versteinert voreinander gestanden haben. Aber als Mimi dann mit den anderen Beifall klatschte, wurde ihm wohler, und er begann — wie späten noch oft und gern — zu improvisieren. Damals war’s ein Kehrreim auf "Tante Mimi kam den Weg entlang".
Später hat er sich mit einer anderen Gruppe zusammengetan, die anfangs wenig Glück hatte. Von der ersten — ertrotzten — Auslandsreise kam er kurz vor Weihnachten niedergeschlagen und abgebrannt wieder zurück. "Na?" fragte Tante Mimi sarkastisch, "was ist aus den 100 Pfund pro Woche geworden?" Fünf Jahre später hat er sich schon ein Haus kaufen können und ihr auch eins, und das Geld floß nur so herein.
Seine Fans besuchten Tante Mimi und nahmen als Andenken alles mit, was nicht niet- und nagelfest war. Wenn es regnete, waren sie vom langen Warten vor der Tür oft durchnäßt und unterkühlt; dann bat Mimi sie herein, machte ihnen Tee und gab ihnen seine alten Pullover zum Überziehen. Erfuhren die Mädchen, was sie da anhatten, flippten sie manchmal vor Glück aus und wurden ohnmächtig.
Wer war dieser Mann, der schon mit 18 Jahren hoffnungslos kurzsichtig war und dessen zerbrochene Brille das Cover einer Platte ziert, die nicht von ihm ist?
Die Auflösung befindet sich in diesem Buch - aber es darf geraten werden; einfach auf "Kommentar veröffentlichen" klicken
Als er längst weltberühmt war, führte er noch immer lange Telefongespräche mit Tante Mimi. Quer über den Atlantik! Und sie stritten sich in alter Pracht und Herrlichkeit. Einmal schrie sie: "Du verdammter Kerl!" und knallte den Hörer auf die Gabel. Aber der verdammte Kerl rief sofort wieder an. "Tante Mimi", fragte er besorgt über viele tausend Meilen hinweg, "du bist mir doch nicht mehr böse?" Bestimmt nicht. Die Leute aus ihrer gemeinsamen Heimatstadt gelten als rauh, aber herzlich. Es ist eine Hafenstadt mit einem Haufen Fabriken und vielen Arbeitslosen, heute wie damals, als er geboren wurde. Da war noch Krieg, und über der Stadt tobte gerade einer der schwersten deutschen Luftangriffe. Er war noch keine halbe Stunde alt, da mußte ihn Tante Mimi unter das Bett seiner Mutter schieben, weil eine Mine vor der Klinik explodierte.
Seine Eltern trennten sich, und er kam zu Tante Mimi und Onkel George. Dort ging es ihm gut, die Tante freilich hatte es oft nicht leicht mit ihm. Es kam eine Zeit, da zuckte Mimi bei jedem Telefonanruf zusammen und dachte: "O Gott, was hat er jetzt wieder angestellt?" Zwar war er im Allgemeinen recht beliebt, konnte aber auch bissig und aggressiv sein. Später ist oft darüber gerätselt worden, wie jemand, der zu den originellsten Kämpfern für den Frieden in der Welt gehört hat und einige der schönsten und sanftesten Liebeslieder dieses Jahrhunderts schrieb, zugleich so ausfallend und verletzend sein konnte.
Die erste Gitarre hat er sich ertrickst. Nachdem Mutter und Tante gegen den Kauf eines solchen Instrumentes waren, bestellte er sich über Versand eine "garantiert bruchsichere" zu fünf Pfund und ließ die Rechnung an seine Mutter schicken. Strafpredigten von ihr fielen erfahrungsgemäß kürzer aus als bei Tante Mimi. Er gründete mit anderen Freunden eine Gruppe, und bald bekamen sie auch kleine Engagements. Sonntag, den 6. Juli 1957, sollten sie beim Gartenfest der St.Peter-Gemeinde in Woolton auftreten. Mimi wußte nicht, daß er spielen würde, und er nicht, daß sie mit seiner Mutter dort hinwollte. "Ich stand da und unterhielt mich bei einen Tasse Tee", berichtete Mimi später, "als plötzlich diesen Lärm üben die Felder drang. Alle waren ganz aufgerüttelt. Die jungen Leute haben ihre Stände verlassen und sind auf das Feld gelaufen. Ich habe gesagt: "Wohin gehen die alle?" Und meine Schwester hat gesagt: "Da muß eine Band spielen, gehen wir doch auch hin." Tante und Neffe müssen wie versteinert voreinander gestanden haben. Aber als Mimi dann mit den anderen Beifall klatschte, wurde ihm wohler, und er begann — wie späten noch oft und gern — zu improvisieren. Damals war’s ein Kehrreim auf "Tante Mimi kam den Weg entlang".
Später hat er sich mit einer anderen Gruppe zusammengetan, die anfangs wenig Glück hatte. Von der ersten — ertrotzten — Auslandsreise kam er kurz vor Weihnachten niedergeschlagen und abgebrannt wieder zurück. "Na?" fragte Tante Mimi sarkastisch, "was ist aus den 100 Pfund pro Woche geworden?" Fünf Jahre später hat er sich schon ein Haus kaufen können und ihr auch eins, und das Geld floß nur so herein.
Seine Fans besuchten Tante Mimi und nahmen als Andenken alles mit, was nicht niet- und nagelfest war. Wenn es regnete, waren sie vom langen Warten vor der Tür oft durchnäßt und unterkühlt; dann bat Mimi sie herein, machte ihnen Tee und gab ihnen seine alten Pullover zum Überziehen. Erfuhren die Mädchen, was sie da anhatten, flippten sie manchmal vor Glück aus und wurden ohnmächtig.
Wer war dieser Mann, der schon mit 18 Jahren hoffnungslos kurzsichtig war und dessen zerbrochene Brille das Cover einer Platte ziert, die nicht von ihm ist?
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