Dienstag, 13. Mai 2008

Jüdische Kinder ohne Kindheit

Heinrich Ehlers u.a. (Hg.)
Haschomer Hazair
- Ein Nest verwundeter Kinderseelen

Mandelbaum Verlag Wien, 240 S., ISBN: 978385476-198-3, 17.80 €, 26.90 Chf
»Jede dieser Geschichten schildert ein Menschenschicksal. Eines von Kindern ohne Kindheit, geprägt vom Erleben unsäglicher Schrecken und Gräueltaten. Sie kamen von überall her und das Dasein eines normalen Kindes hatte für sie längst noch nicht begonnen. Es war daher die vordringlichste Aufgabe, ihnen wenigstens einen Teil der verlorenen Kindheit zurückzugeben.« Die jüdische Jugendbewegung Haschomer Hazair, gegründet in Wien am Vorabend des Ersten Weltkrieges, nimmt unter den unzähligen Jugendorganisationen in aller Welt eine besondere Stellung ein. Sie hat zahllose Persönlichkeiten geformt, Großes im Ringen um Werte und Würde des jüdischen Volkes sowie bei der Aufbau des Staates Israel geleistet. Die ganz spezifische erzieherische Tätigkeit und unvergleichliche Atmosphäre dieser Jugendbewegung brachten es mit sich, dass ihre Mitglieder auch noch im fortgeschrittenen Alter und unabhängig davon, wo sie leben, in engem Kontakt miteinander stehen. Eine besondere Ära in ihrer Geschichte stellt die Nachkriegszeit dar, als die Überlebenden der Shoa aus den Konzentrationslagern und Ghettos sowie, heimkehrend aus der Emigration, nach Österreich strömten. Noch beherrschten die erlebten Schrecken ihre Seelen. Sie trauerten um ermordete und vermisste Familienmitglieder und Freunde, waren unterernährt und oft krank - und doch gingen sie sogleich wieder daran, den Haschomer Hazair in Wien neu erstehen zu lassen. In über 40 Beiträgen berichten die Autoren, alle aus dieser Generation stammend, nüchtern und ohne Pathos, ebenso faszinierend wie erschütternd über ihre Erinnerungen, welche - unterstützt durch zahlreiche Fotos - ein zeitgeschichtliches Dokument ersten Ranges und ein Stück ungeschriebener Geschichte der Jüdischen Gemeinde Wiens darstellen.

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