Samstag, 12. Dezember 2009

Ein Geschichten-Roman

Dirk Mende
Wer weiß, ob’s wahr ist - Eine unerhörte Geschichte aus Geschichten in Geschichten und Gedichten samt einem ganzen Stücklein, heißet »Das entschwundene Lachen«
376 S., 150 Abb., geb., ISBN 3-932386-49-3, EUR 24,00 (D), 24,90 (A), sFr 42,90
Der Haupttitel, »Wer weiß, ob’s wahr ist?!?«, prangt im Zentrum eines mittelalterlichen Holzschnitts, auf dem die Treueschwüre von Männern und Frauen satirisch hinterfragt werden. Herausgelöst wird er zur Sinnfrage schlechthin: dem Verhältnis von Leben und Sterben, Wirklichkeit und Traum, Sein und Schein, Faktualem und Fiktionalem, Leben und Kunst.
»Wer weiß, ob’s wahr ist?!?« gibt sich als spielerisch-nachdenklicher, komisch-ernster, lehrhaft-humaner, phantastisch-skurriler Geschichten-Roman, sprachakrobatisch-lustvoll fabuliert, den Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen lesen können, letztere aber gewiss eher. In 21 Kapiteln wird eine fortlaufende, einfache Grundgeschichte erzählt, die aber wiederum in zahlreiche pralle Geschichten und Geschichtchen verschwenderisch zerfällt, erzählt von den Figuren oder eingeblendet vom Erzähler: Geschichten um Liebe und Arbeit, um Spiel, Traum und Tod.
Zwei Hälften umschließt die Geschichte: die erste Hälfte, die in einer eher realen, handfesten Welt spielt, erzählt von den (ziemlich altklugen) Kindern Felix, Felice, Bix und Anna samt ihrem Umfeld an höchst sonderbaren Erwachsenen. Die zweite Hälfte, die in einer eher traumartigen Welt spielt, erzählt von Seltsamkeiten und Abenteuern, die den Kindern jenseits des Diesseits begegnen.
Der Erzählton reicht von derb bis zart, von fleischlich bis geistig, wie Leben und Kunst eben so spielen. »Ton« ist ein offenes wie geheimes Schlüsselwort der Geschichte: als Materie (Erde) und Geist (Musik, Sprache, Bildende Kunst etwa). Im 19. Kapitel lässt sich darüber eine betont romantische Geschichte lesen, »Finde deinen Ton!«, die einzig durchgängig ernste im Buch, in der alle anderen komischen Geschichten und Geschichtchen aber wundersam aufgehoben sind.
Direkt, aber auch indirekt, geht’s immer wieder um Sprache und Kunst: (an-)
spielerisch um Bücher vor allem, doch gewiss stets so, dass selbst ohne irgendwelche Bildungskenntnisse eine Lektüre zu Lust und Nutz möglich ist. Auch die Bildende Kunst wie die Musik spielen eine eigenartige Rolle, allerlei Reimereien werden vorgetragen und überdies ein komplettes 5-aktiges Theaterstückchen samt Zwischenspielen präsentiert: »Das entschwundene Lachen«. »Vorstellung«, sinnlich (als Theaterstück) und geistig (als Erdachtes), ist ein weiteres offenes wie verborgenes Schlüsselwort. Vielerlei Alphabete ziehen sich durch die Geschichten, die vergingen, würden sie nicht auf Papier festgehalten, von dessen Geburt, dem siebenten Schöpfungstag, auch erzählt wird.
Rund 150 kleinere und größere, museale und wunderliche optische Versatzstücke mischen den Text auf und erblühen aus diesem zaubrischen Geäste am Baum der Postmoderne mit seinem verzweigten Wurzelwerk: allesamt aufgelesen aus der curiösen Bücher-Rumpel-Kammer des Erzählers, bisweilen von ihm absichtsvoll verändert, collagiert, ja auch erfunden, denn wer weiß schon, was wahr ist.
Uruboros, die Schlange, die sich schwänzlings selber verzehrt, umschlingt nicht von ungefähr als listig-paradoxes Symbol den Geschichtenroman.

INHALTSVERZEICHNIS
MIT
SIEBEN
KALENDERBLÄTTERN,
SOBALD
DIE GESCHICHTE
IN DIE
WOCHE GEKOMMEN
IST

DAS ERSTE KAPITEL IST KEINES:
ES ZÄHLT BLOSS AUF, VON WEM
ERZÄHLT
WIRD,
UND KANN GELESEN, ABER AUCH ÜBER-LESEN WERDEN

DAS ZWEITE KAPITEL IST AUCH NOCH KEINES:
ES ZÄHLT BLOSS AUF, WOVON
ERZÄHLT
WIRD,
UND KANN GELESEN, ABER AUCH ÜBER-LESEN WERDEN

DAS DRITTE KAPITEL IST ENDLICH EINES: ES
ERZÄHLT
VON FELIX, SEINEM VATER HEINRICH
UND SEINER MUTTER LOTTE

DAS VIERTE KAPITEL
ERZAHLT
VON FELICE, IHRER MUTTER LEYLA UND JOSEF,
BEIDER ÜBER-VATER

DAS FÜNFTE KAPITEL
ERZÄHLT
VON BIX, SEINEM VATER FRIEDERICH,
SEINER MUTTER GRETCHEN
UND SEINER SCHWESTER PAULINE

1
MONTAG
DAS SECHSTE KAPITEL
ERZÄHLT
VON ANNA, IHREM VATER WOLDEMAR, IHRER MUTTER
EULALIA, DEN GESCHWISTERN LILI, LOLO, LULU, PIT UND
PAT SOWIE EINEM BESUCH VON FELIX, FELICE UND BIX

2
DIENSTAG
DAS SIEBENTE KAPITEL
ERZÄHLT,
WIE FELIX, FELICE UND BIX TANTE THEA BESUCHEN

3
MITTWOCH
DAS ACHTE KAPITEL
ERZÄHLT,
WIE FELIX SEINEN ONKEL THEO HEIMSUCHT

4
DONNERSTAG
DAS NEUNTE KAPITEL
ERZÄHLT,
WIE FELIX, FELICE UND BIX DIE KOLONIE
DER OBDACHLOSEN AUFSUCHEN

5
FREITAG
DAS ZEHNTE KAPITEL
ERZÄHLT
VON EINEM ABEND IM WIRTSHAUS »ZUM KELCH«

6
SAMSTAG
DAS ELFTE KAPITEL
ERZÄHLT,
WIE FELIX SEINEN FREUND ADRIAN BESUCHT
UND MIT FELICE, BIX WIE ANNA SAMT EINEM PAPAGEI
MIT DER EISENBAHN ZU EINER PAPIERMÜHLE FÄHRT

DAS ZWÖLFTE KAPITEL
ERZÄHLT
VON EINEM ABEND IN DER PAPIERMOHLE

DAS DREIZEHNTE KAPITEL
ERZÄHLT,
WIE EIN HIMMELBETT AM MEER NIEDERKOMMT
UND WIE DIE KINDER
IN EIN SELTSAMES SCHLOSS GELANGEN

IM VIERZEHNTEN KAPITEL WIRD KAUM WAS
ERZÄHLT,
SONDERN THEATER GESPIELT

DAS FÜNFZEHNTE KAPITEL
ERZÄHLT
VON EINEM SPIEGEL-THEATER
UND GRENZENLOSEN VERMISCHUNGEN

DAS SECHZEHNTE KAPITEL
ERZÄHLT,
WAS IM KÖNIGLICHEN ESS-SAAL
AN VOR-STELLUNGEN
SO ALLES GESCHAH

DAS SIEBZEHNTE KAPITEL
ERZÄHLT
VON DER ENT-BILDLICHUNG
DER BILD-SCHÖNEN PRINZESSIN

DAS ACHTZEHNTE KAPITEL
ERZÄHLT
VON DER FLUCHT AUS DEM SCHLOSS
UND VIELEN BEGEGNUNGEN

DAS NEUNZEHNTE KAPITEL
ERZÄHLT
VON DER GESCHICHTE DER ALTEN

DAS ZWANZIGSTE KAPITEL
ERZÄHLT
VON EINEM BEGRÄBNIS MIT FOLGEN

7
SONNTAG
DAS SCHLUSS-KAPITEL
LÄSST
ZWEI SCHLÜSSE ZU

Der Autor Dr. Dirk Mende, »auf die Welt geschlüpft« in Radebeul bei Dresden, ums Eck, »uff uff!«, die »Villa Shatterhand« von Karl May. Aufgewachsen in einer Künstlerfamilie. Studium der Germanistik, Philosophie und Psychologie. Lehrt am Institut für Literaturwissenschaft der Universität Stuttgart Neuere deutsche Literatur. Vielerlei Publikationen und kulturelle Aktivitäten. WER WEISS OB’S WAHR IST?!?, seinem Roman-Erstling, könnten »Mehrlinge«, so droht er, folgen. Auch die würden nichts anderes sein als »Bruchstücke einer kleinen Konfession und einer großen Konfusion«. Der »Littera-Tor« haust, denkt und schreibt jetzt jenseits des Neckars, unter drei Giebeln eines 750-jährigen Gemäuers, in und über der Altstadt von Esslingen nahe der Inneren Brücke am früheren Handelsweg nach Venedig.

Keine Kommentare: