Freitag, 21. März 2008

In den Armenvierteln Sao Paolos

Angela Gehrke de Silva
Als Hebamme in Brasilien - Das abenteuerliche Leben einer mutigen Frau

Verlag Freies Geistesleben, 288 S., kt., ca. 30 Fotos, ISBN-10: 3-8251-7418-2, ISBN-13: 978-3-8251-7418-7, EUR(D) 14,50, EUR (A) 15,00, CHF 26,20
Die Entwicklungshelferin und Hebamme Angela Gehrke da Silva hat viele Jahre aufopfernd und selbstlos für eine menschenwürdige Medizin gekämpft. In ihrem Lebensbericht schildert die Autorin Höhen und Tiefen ihres Alltags unter den Ärmsten in Brasilien. Ein Geburtshaus in einem Armenviertel von São Paulo, in dem Eltern und Kinder eine sanfte, natürliche Geburt erleben dürfen – angesichts der Verhältnisse, die in Brasilien als normal gelten, muss dies als eine unerreichbare Utopie erscheinen. Angela Gehrke da Silva ist es nach jahrelanger harter Arbeit und unter denkbar schwierigsten Bedingungen gelungen, ein solches Geburtshaus aufzubauen. Zahllosen Menschen hat sie ohne Rücksicht auf sich selbst geholfen. Dabei ging ihr Einsatz weit über die Aufgaben einer Hebamme hinaus, und das nicht nur auf medizinischem Gebiet. Egal um was für Probleme es sich handelte, Angela Gehrke war der helfende Engel nicht nur der Frauen in Monte Azul. Bald schon erregte ihre in Brasilien völlig ungewohnte Methode der Geburtshilfe und deren offensichtlicher Erfolg großes Aufsehen. Doch auf dem Höhepunkt ihrer Arbeit, kurz nach der Eröffnung des Geburtshauses, beginnt für Angela Gehrke ein neuer Kampf: gegen die brasilianische Bürokratie und gegen eine lebensbedrohende Krankheit.
Aus dem Inhalt: Das Land der Gegensätze / Risikofreudig von Anfang an / Erste geburtshilfliche Erfahrungen / Fernweh / Ankunft in Brasilien / Erste Einblicke in die brasilianische Geburtshilfe / Warum musste Deborah sterben? / Ist die Querlage doch zu etwas gut? / Hebammensprechstunde / Der Wurm und das Wunder / Schutzengel / Triangel ist auch ein Instrument / Gut Freund mit den Waffenbrüdern / Kippen Väter wirklich um? / Geburtshilfe unter außergewöhnlichen Bedingungen oder Die besonders schnellen Babys / Das Gewitterbaby / Entführung aus dem Krankenhaus / Storchenfrauen / So leicht wie Eierlegen / Kinderhandel / Großes Treffen der Urwaldhebammen
Leseprobe: "Kippen Väter wirklich um? Für die brasilianischen Männer ist es gar nicht so leicht, sich einen Platz in der Nähe ihrer neugeborenen Kinder zu erobern. Die Welt der kleinsten Erdenbürger wird zunächst von Kinderarzt, Krankenschwester, dann von Mutter, Tante, Oma, Patentante und Nachbarin dominiert. Wenn ich öffentlich dafür kämpfe, dass die Kreißsäle für die Väter geöffnet werden sollen, werde ich immer mit dem Argument abgespeist: ›Wir haben schon nicht genügend Personal, um die Frauen zu betreuen, wo sollen wir denn all die ohnmächtigen Männer hinlegen?‹ Ich kann dazu nur sagen, bei mir ist noch nie ein werdender Vater umgekippt. Außer diesem Vorurteil gibt es noch viele andere. Die meisten frisch entbundenen Frauen bekommen schreckensweite Augen, wenn ich, sobald die Babybadewanne voll ist, den Vater auffordere, die Ärmel hochzukrempeln. Sobald ich dem überrumpelten Mann das Kind vorsichtig in die Hand gelegt habe, sagen die Frauen: ›Vorsicht, ertränk mein Kind nicht!‹, während sich die verschreckten Männer mit Argumenten wie ›Ich habe so große, harte Hände, wie soll ich da ein Kind halten?‹ aus der Affäre ziehen wollen. Wenn der stolze, glückliche Vater sein Kind dann aber erst einmal sicher auf dem Badetuch abgelegt hat, strahlt er aus allen Knopflöchern …"
Über die Autorin: Angela Gehrke da Silva (1956 – 2000) kam durch ihre Eltern, die beide Ärzte waren, schon früh mit der Medizin in Berührung. Nach ihrer Ausbildung zur Hebamme setzte sie sich, angeregt durch ihren Lehrer Frederic Léboyér, für eine natürliche und sanfte Geburtshilfe ein. Doch schon bald suchte sie sich eine neue Herausforderung: Mit ihrer Arbeit in der Favela Monte Azul in São Paulo bereitete sie nicht nur unzähligen Kindern einen liebevollen Empfang, sondern weckte auch das Interesse vieler brasilianischer Geburtshelfer an der Methode Frederic Léboyérs. Angela Gehrke starb im Alter von 44 Jahren an Krebs. - Monte-Azul-Webseiten
Eine 19-jährige Schweizerin in den Favelas: Bericht - Interview

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