Heinrich Heine
Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski Mit Illustrationen von Julius Pascin, 128 S.,
ISBN 978-3-930730-21-6, 10,50 €
ISBN 978-3-86672-100-5, 19,95 €
Heinrich Heine hat diese heiter ironische Geschichte über den jungen polnischen Graf von Schnabelewopski für den zweiten Band der »Reisebilder« geplant. Begonnen hat er diese schließlich Fragment gebliebene Erzählung bereits um 1822. Danach gab es eine fast zehnjährige Pause, bevor Heine dann, bereits in Paris lebend, seine Arbeit fortsetzte. Die Entstehung von »Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski« ist nicht genau nachzuvollziehen. Wir sind hier weitgehend auf Vermutungen angewiesen, denn eine exakte Darstellung der Entstehungsgeschichte ist nur rudimentär nachvollziehbar. Zu unterschiedlich und widersprüchlich sind die Angaben, die Heinrich Heine in Brief- und Werkzeugnissen hinterließ.
Leseprobe: Mein Vater hieß Schnabelewopski; meine Mutter hieß Schnabelewopska; als beider ehelicher Sohn wurde ich geboren den ersten April 1795 zu Schnabelewops. Meine Großtante, die alte Frau von Pipitzka, pflegte meine erste Kindheit, und erzählte mir viele schöne Märchen, und sang mich oft in den Schlaf mit einem Liede, dessen Worte und Melodie meinem Gedächtnisse entfallen. Ich vergesse aber nie die geheimnisvolle Art, wie sie mit dem zitternden Kopfe nickte, wenn sie es sang, und wie wehmütig ihr großer einziger Zahn, der Einsiedler ihres Mundes, alsdann zum Vorschein kam. Auch erinnere ich mich noch manchmal des Papagois, über dessen Tod sie so bitterlich weinte. Die alte Großtante ist jetzt ebenfalls tot, und ich bin in der ganzen weiten Welt wohl der einzige Mensch, der an ihren lieben Papagoi noch denkt. Unsere Katze hieß Mimi und unser Hund hieß Joli. Er hatte viel Menschenkenntnis und ging mir immer aus dem Wege wenn ich zur Peitsche griff. Eines Morgens sagte unser Bedienter: der Hund trage den Schwanz etwas eingekniffen zwischen den Beinen und lasse die Zunge länger als gewöhnlich hervorhängen; und der arme Joli wurde, nebst einigen Steinen, die man ihm an den Hals festband, ins Wasser geworfen. Bei dieser Gelegenheit ertrank er.
Unser Bedienter hieß Prrschtzztwitsch. Man muß dabei niesen, wenn man diesen Namen ganz richtig aussprechen will. Unsere Magd hieß Swurtszska, welches im Deutschen etwas rauh, im Polnischen aber äußerst melodisch klingt. Es war eine dicke untersetzte Person mit weißen Haaren und blonden Zähnen. Außerdem liefen noch zwei schöne schwarze Augen im Hause herum, welche man Seraphine nannte. Es war mein schönes herzliebes Mühmelein, und wir spielten zusammen im Garten und belauschten die Haushaltung der Ameisen, und haschten Schmetterlinge, und pflanzten Blumen. Sie lachte einst wie toll, als ich meine kleinen Strümpfchen in die Erde pflanzte, in der Meinung, daß ein paar große Hosen für meinen Vater daraus hervorwachsen würden. - Hier weiterlesen (mit Illustrationen)
Der Illustrator Julius Pascin: Geboren am 31. März 1885 in Vidin (Bulgarien) - Gestorben am 2. Juni 1930 in Paris - Bild des Illustrators
Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski Mit Illustrationen von Julius Pascin, 128 S.,
ISBN 978-3-930730-21-6, 10,50 €
ISBN 978-3-86672-100-5, 19,95 €
Heinrich Heine hat diese heiter ironische Geschichte über den jungen polnischen Graf von Schnabelewopski für den zweiten Band der »Reisebilder« geplant. Begonnen hat er diese schließlich Fragment gebliebene Erzählung bereits um 1822. Danach gab es eine fast zehnjährige Pause, bevor Heine dann, bereits in Paris lebend, seine Arbeit fortsetzte. Die Entstehung von »Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski« ist nicht genau nachzuvollziehen. Wir sind hier weitgehend auf Vermutungen angewiesen, denn eine exakte Darstellung der Entstehungsgeschichte ist nur rudimentär nachvollziehbar. Zu unterschiedlich und widersprüchlich sind die Angaben, die Heinrich Heine in Brief- und Werkzeugnissen hinterließ.
Leseprobe: Mein Vater hieß Schnabelewopski; meine Mutter hieß Schnabelewopska; als beider ehelicher Sohn wurde ich geboren den ersten April 1795 zu Schnabelewops. Meine Großtante, die alte Frau von Pipitzka, pflegte meine erste Kindheit, und erzählte mir viele schöne Märchen, und sang mich oft in den Schlaf mit einem Liede, dessen Worte und Melodie meinem Gedächtnisse entfallen. Ich vergesse aber nie die geheimnisvolle Art, wie sie mit dem zitternden Kopfe nickte, wenn sie es sang, und wie wehmütig ihr großer einziger Zahn, der Einsiedler ihres Mundes, alsdann zum Vorschein kam. Auch erinnere ich mich noch manchmal des Papagois, über dessen Tod sie so bitterlich weinte. Die alte Großtante ist jetzt ebenfalls tot, und ich bin in der ganzen weiten Welt wohl der einzige Mensch, der an ihren lieben Papagoi noch denkt. Unsere Katze hieß Mimi und unser Hund hieß Joli. Er hatte viel Menschenkenntnis und ging mir immer aus dem Wege wenn ich zur Peitsche griff. Eines Morgens sagte unser Bedienter: der Hund trage den Schwanz etwas eingekniffen zwischen den Beinen und lasse die Zunge länger als gewöhnlich hervorhängen; und der arme Joli wurde, nebst einigen Steinen, die man ihm an den Hals festband, ins Wasser geworfen. Bei dieser Gelegenheit ertrank er.
Unser Bedienter hieß Prrschtzztwitsch. Man muß dabei niesen, wenn man diesen Namen ganz richtig aussprechen will. Unsere Magd hieß Swurtszska, welches im Deutschen etwas rauh, im Polnischen aber äußerst melodisch klingt. Es war eine dicke untersetzte Person mit weißen Haaren und blonden Zähnen. Außerdem liefen noch zwei schöne schwarze Augen im Hause herum, welche man Seraphine nannte. Es war mein schönes herzliebes Mühmelein, und wir spielten zusammen im Garten und belauschten die Haushaltung der Ameisen, und haschten Schmetterlinge, und pflanzten Blumen. Sie lachte einst wie toll, als ich meine kleinen Strümpfchen in die Erde pflanzte, in der Meinung, daß ein paar große Hosen für meinen Vater daraus hervorwachsen würden. - Hier weiterlesen (mit Illustrationen)
Der Illustrator Julius Pascin: Geboren am 31. März 1885 in Vidin (Bulgarien) - Gestorben am 2. Juni 1930 in Paris - Bild des Illustrators
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