Mittwoch, 14. Mai 2008

Anekdoten aus dem Zoo

Wolfgang Zessin
Anekdoten aus dem Zoo

Godewind Verlag 2007, 130 S., Ppb., ISBN: 978-3-939198-00-0, 9,90 €
Hand auf’s Herz. Wer geht nicht gerne in den Zoo? Besonders im Frühling, wenn die Natur zu neuem Leben erwacht und allerorten Tierkinder das Licht der Welt erblicken. Unsere Kinder und Enkelkinder an der Hand erfreuen wir uns an dem bunten Gewimmel des Getiers, das da kreucht und fleucht, wieselt und wuselt, knabbert und plappert, majestätisch gelangweilt dreinblickt oder uns aus entzückenden Knopfaugen mit allem Urvertrauen dieser Welt anblickt. Denken Sie nur an den kleinen Eisbären Knut, der die Berliner Zoowelt schier verrückt gemacht hat. Die Faszination Zoo hält unvermindert an, sie lebt vom Geben und Nehmen zwischen Zooinsassen und Zoobesuchern. Und dass sich in einem Zoo viele aufregende, lustige, auch traurige Episoden abspielen, davon könnten die Mitarbeiter zoologischer Gärten ganze Bände füllen. In dem vorliegenden Büchlein „Anekdoten aus dem Zoo“ hat Dr. Wolfgang Zessin Köstliches zusammengetragen und aufgeschrieben, und so liebevoll dokumentiert, was den Zooalltag so besonders macht.
Aus dem Inhalt: Jaguar im „Freigang“: Betriebsfeiern, seltener geworden als früher, sind immer noch ein sprudelnder Quell für Anekdoten. Wenn die Kollegen in Stimmung gekommen sind, werden alte Geschichten aufgetischt. Manchmal sind sie so kurios, dass man geneigt ist, wenn man den Tatbestand nicht selbst miterlebt hat, sie für Zoolatein zu halten. Eine derartige Geschichte aus alter Zeit betraf einen frei laufenden Jaguar in unserem Zoo.
Für die Sicherheit in einem Zoo steht in erster Linie der Direktor gerade. Deshalb ist er gut beraten, auf alle sicherheitsrelevanten Dinge ein besonderes Augenmerk zu haben. Dies wird auch kaum von einem Direktor anders gehandhabt. Als wir vor vielen Jahren unseren Jaguar wegen notwendiger dringender Reparaturen kurzzeitig in einem anderen Gehege unterbringen mussten, fehlte es, wenn auch zum kurzen Transport über das Zoogelände, an einer geeigneten Raubtierkiste. Deshalb schlug der noch junge Tierinspektor D. vor, eine Kiste zu verwenden, die geeignet sei, Elenantilopen zu transportieren. Diese hatte aber bereits eine Reihe von Jahren gesehen, nicht immer geschützt vor den Unbilden mecklenburgischen Wetters. So entdeckten die Kollegen, dass die alte Kiste schon etwas morsch zu sein schien. Der damalige Direktor inspizierte die Kiste, die aus massivem Holz gefertigt war und noch aus der Zeit seines Vorgängers stammte und meinte in Anbetracht des kurzen Weges und der Kleinheit des zu transportierenden Tieres, dass sie dafür gut geeignet war. Also wurde die große Kiste an den Schieber des Raubtier-Hauses gestellt, der Jaguar in die Kiste getrieben und der Schieber verschlossen. Vier der kräftigsten Zoomitarbeiter spuckten sich in die Hände, nahmen die Griffe der Kiste und hoben sie aus dem Gehege und im Anschluss daran den Weg entlang zum Ausweichgehege. Nach einiger Zeit bemerkten die vier, dass das Gewicht der Kiste mit dem Jaguar sich spürbar verringert hatte. Erst kurz vor dem neuen Zufluchtsort des Jaguars bemerkten sie, das der Boden der Kiste durch das Gewicht des Raubtieres und durch seine Bemühungen frei zu kommen so weit aufgebrochen war, dass der Jaguar, in der Kiste zwar gefangen, auf dem Straßenboden mitlief.
Zum Glück ging dieser „Freigang“ ohne Folgen für Tier, Belegschaft und Direktor aus. - Kostenloser Download im Pdf-Format: Seite 1-13(9,2 MB)

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