Julia Jusik
Die Schule von Beslan - Das Wörterbuch des Schreckens
Mit einem Vorwort von Swetlana Alexijewitsch, Aus dem Russischen von Helmut Ettinger, DuMont 2006, 178 S., Klappenbroschur, ISBN 9783832179946, € 19,90 (D), sFr. 35,40
Am 1. September 2004 besetzten Terroristen die Schule Nr. 1 im ossetischen Beslan und brachten 1300 Menschen in ihre Gewalt – Schüler, Lehrer, Eltern, die den Beginn des neuen Schuljahres feiern wollten. Fast drei Tage lang waren die Geiseln in der Hand der Terroristen, bis vor den Augen der Welt russische Einheiten die Schule stürmten. Zahllose Kinder kamen bei der Aktion ums Leben, den meisten Terroristen gelang die Flucht. Die junge Journalistin Julia Jusik fuhr nach Beslan, um mit den Menschen zu sprechen, für die nichts mehr ist wie es war. Mit überlebenden Kindern, mit verwaisten Eltern, mit Angehörigen der Spezialeinheiten, Nachbarn, Sargtischlern, Steinmetzen. Die Berichte hat sie nach Stichworten geordnet, sie bilden das neue Alphabet von Beslan: Von A wie Absperrung bis Z wie Zähne – nach der Mutter, die die verkohlte Leiche ihrer Tochter erst identifizieren kann, als sie die Zähne zusammengeklaubt und geordnet hat. G wie Geld steht für die Geschichte des 7jährigen Mairbek, der die Terroristen bittet, für seine fünf ersparten Rubel die Mutter freizulassen, und nur höhnisches Lächeln erntet. In 62 Kapiteln entsteht ein erschütterndes, aufrüttelndes Mosaik, ein Roman in Stimmen.
Zeugnisse der Liebe: ... Was ist das Besondere an diesem Buch? Manch einer wird fragen: Wozu noch ein Buch über den Tod, über eine unerträgliche Tragödie?! Er hat nicht Recht. Dieses Bändchen berührt deshalb so sehr, weil es nicht vom Tod, sondern von der Liebe handelt. Was die Kinder auch berichten mögen, was sie gesehen und erlebt haben, sie sprechen die Sprache der Liebe, denn sie selbst sind noch unschuldig und rein, engelsgleich. Und aus diesem Buch strahlt uns die farbenprächtige Lebenswelt des Kaukasus entgegen, die doch nur für Freude geschaffen scheint. Es ist eine ganz eigene Welt: die Landschaft, die Menschen, die Berge, das Wasser, die Sprache des Kaukasus. Zugegeben, für den empfindsamen Leser ist das eine zusätzliche Qual – erleben zu müssen, wie nahe Schönheit und Entsetzen beieinander liegen können. Ich frage mich selbst und die russische Literatur: Wieso rettet solche Schönheit uns nicht? Ein wenig Hoffnung bleibt: Möglicherweise rettet sie die Welt eines Tages doch. Oder wenigstens einen einzigen Menschen, ein Herz, eine Seele. Vielleicht Ihre? Rettet sie vor dem Schweigen ... vor schweigender Mittäterschaft ... nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der Zukunft ... aus der Leseprobe (Vorwort) von Swetlana Alexijewitsch
Die Schule von Beslan - Das Wörterbuch des Schreckens
Mit einem Vorwort von Swetlana Alexijewitsch, Aus dem Russischen von Helmut Ettinger, DuMont 2006, 178 S., Klappenbroschur, ISBN 9783832179946, € 19,90 (D), sFr. 35,40
Am 1. September 2004 besetzten Terroristen die Schule Nr. 1 im ossetischen Beslan und brachten 1300 Menschen in ihre Gewalt – Schüler, Lehrer, Eltern, die den Beginn des neuen Schuljahres feiern wollten. Fast drei Tage lang waren die Geiseln in der Hand der Terroristen, bis vor den Augen der Welt russische Einheiten die Schule stürmten. Zahllose Kinder kamen bei der Aktion ums Leben, den meisten Terroristen gelang die Flucht. Die junge Journalistin Julia Jusik fuhr nach Beslan, um mit den Menschen zu sprechen, für die nichts mehr ist wie es war. Mit überlebenden Kindern, mit verwaisten Eltern, mit Angehörigen der Spezialeinheiten, Nachbarn, Sargtischlern, Steinmetzen. Die Berichte hat sie nach Stichworten geordnet, sie bilden das neue Alphabet von Beslan: Von A wie Absperrung bis Z wie Zähne – nach der Mutter, die die verkohlte Leiche ihrer Tochter erst identifizieren kann, als sie die Zähne zusammengeklaubt und geordnet hat. G wie Geld steht für die Geschichte des 7jährigen Mairbek, der die Terroristen bittet, für seine fünf ersparten Rubel die Mutter freizulassen, und nur höhnisches Lächeln erntet. In 62 Kapiteln entsteht ein erschütterndes, aufrüttelndes Mosaik, ein Roman in Stimmen.
Zeugnisse der Liebe: ... Was ist das Besondere an diesem Buch? Manch einer wird fragen: Wozu noch ein Buch über den Tod, über eine unerträgliche Tragödie?! Er hat nicht Recht. Dieses Bändchen berührt deshalb so sehr, weil es nicht vom Tod, sondern von der Liebe handelt. Was die Kinder auch berichten mögen, was sie gesehen und erlebt haben, sie sprechen die Sprache der Liebe, denn sie selbst sind noch unschuldig und rein, engelsgleich. Und aus diesem Buch strahlt uns die farbenprächtige Lebenswelt des Kaukasus entgegen, die doch nur für Freude geschaffen scheint. Es ist eine ganz eigene Welt: die Landschaft, die Menschen, die Berge, das Wasser, die Sprache des Kaukasus. Zugegeben, für den empfindsamen Leser ist das eine zusätzliche Qual – erleben zu müssen, wie nahe Schönheit und Entsetzen beieinander liegen können. Ich frage mich selbst und die russische Literatur: Wieso rettet solche Schönheit uns nicht? Ein wenig Hoffnung bleibt: Möglicherweise rettet sie die Welt eines Tages doch. Oder wenigstens einen einzigen Menschen, ein Herz, eine Seele. Vielleicht Ihre? Rettet sie vor dem Schweigen ... vor schweigender Mittäterschaft ... nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der Zukunft ... aus der Leseprobe (Vorwort) von Swetlana Alexijewitsch
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen