Samstag, 24. Oktober 2009

Spannende Trilogie

Iain Lawrence
Tom Tin und der Fluch des Diamanten
ab 12 Jahren, Umschlagillustration: Edmund Herder, übersetzt von Alexandra, geb. mit Schutzumschlag, 269 S., ISBN-13: 978-3-7725-2293-2, 16,90 EUR
«Beweg dich!», brüllte Mr. Moyle und schob sich die Wanten empor. Er öffnete seinen Mund und bleckte die verfaulten Zähne. Wie der Blitz war ich draußen auf der Rahe. Ich kniete mich darauf und schob mich über das Holz. Das Segel presste gegen meine Beine und die Leinen zerrten an meinen Armen, und in meiner Todesangst klammerte ich mich an allem fest, was ich packen konnte. Am Ende der Rahe streckte ich mich lang und zerrte an dem Gewirr aus Leinen.
Es löste sich ohne Vorwarnung. Etwas schlug mir gegen die Schultern und fiel dann mit einem Knallen und Stöhnen zurück. Die Rahe ruckte zur Seite. Das Segel öffnete sich mit einem lauten Knall. Das ganze Schiff neigte sich zur Seite, und mit einem leisen Aufschrei fiel ich von der Rahe …
Es war Mr. Moyle, der mich rettete. So schnell wie ein Wiesel war er da, packte mich mit dem Arm um die Hüfte und mit der Hand am Ärmel, genau in dem Augenblick, in dem ich fiel. Dann schwang er mich herum, sodass ich mit der Brust über der Rahe hing und mit den Füßen im Fußpferd stand …
«Sie haben mir das Leben gerettet», sagte ich zu Mr. Moyle.
«Danke.»
Er bedachte mich mit einem seltsamen Blick. «Wenn du einem anderen Menschen das Leben rettest, gehört es dir. Das weißt du doch, nicht wahr? Aber keine Sorge, Freundchen.» Er lächelte mit unverhohlenem Spott. «Ich werde diese Schuld jetzt noch nicht einfordern, mein Junge. Irgendwann, aber nicht jetzt.»
Noch steht die Rache an Mr. Goodfellow aus, der Tom Tins Familie ins Verderben gestürzt hat. Aber Tom gibt nicht auf, obwohl sein Leben durch die Begegnung mit zwei Gestrandeten eine weitere grausame Wendung nimmt. – Furios führt Iain Lawrence seine Abenteuer- Trilogie über Tom Tin zu einem Ende, das eigentlich auch ein neuer Anfang ist.
Tschukatie-tschikadie. Zu fünft tuckern sie verloren auf ihrem kleinen Dampfschiff über die offene See: Tom Tin, Midgely, Boggis, Weedle und Penny, als ein Geisterschiff auf sie zuhält. Wenig später nehmen sie von einem Eisberg zwei höchst dubiose Gestrandete auf. Und obwohl aus Tom Tin endlich ein richtiger Seemann wird, liegt es offensichtlich nicht in seiner Hand, das Schiff nach England zu steuern. Jemand oder etwas anderes führt in seinem Leben unheilvoll Regie, solange er den einzigartigen Diamanten nicht los wird. Der aber ruht noch immer im Grab von Toms Zwillingsbruder, dem Smasher, in London.

Tom Tin und das Sträflingsschiff
ab 12 Jahren, übersetzt von Alexandra Ernst, geb. mit Schutzumschlag, 260 S., ISBN-10: 3-7725-2291-2, ISBN-13: 978-3-7725-2291-8, 16,90 EUR
Ein Roman zum Gruseln, Mitleiden und Mitfiebern für alle, die Abenteuerbücher wie Die Schatzinsel lieben.
London, um 1825. Als sein Vater ins Schuldgefängnis kommt, beschließt Tom Tin, sich an dem Mann zu rächen, der seine Familie ins Unglück gestürzt hat. Doch in den nebligen Straßen der Großstadt wimmelt es von finsteren Gestalten: Tom stößt auf einen Blinden, der den Uferschlamm der Themse nach Schätzen absucht. Er wird von einem Lumpensammler auf seinem Karren mitgenommen und gerät in eine Bande von Straßenkindern, die ihn für einen ehemaligen Komplizen halten. Schon bald bekommt er die gnadenlose Hand der Justiz zu spüren …
Leseprobe: " ... Durch die Dunkelheit des Schiffes gellte unvermittelt ein Schmerzensschrei. Hoch und schrill, so fuhr er durch mich hindurch, brannte sich in meine Nerven und versetzte mein Herz in rasende Angst. Lieg still, Tom, flüsterte Midgely. Seine Finger hatten sich in den Rand der Hängematte gekrallt, doch der Rest seines Körpers war in der Segeltuchrolle verborgen. Beweg dich nicht, sagte er. Wieder ertönte der Schrei, dann ein Aufprall und ein huschendes Scharren. Meine Vorstellungskraft verwandelte die Geräusche in Bilder: ein Junge, der mit vors Gesicht geschlagenen Händen zusammengerollt auf dem Boden lag, tretende Füße, hämmernde Fäuste. Du kannst nichts machen, sagte Midge leise. Sie sind nicht hinter dir her, Tom. Lieg still und warte.
Warten worauf?, fragte ich mich. Nein, sie waren nicht hinter mir her. Zumindest nicht in dieser Nacht, nicht in dieser Stunde. Aber ich würde noch an die Reihe kommen, da war ich mir sicher. Midge, sagte ich. Ich streckte den Arm aus und schüttelte seine Hängematte. Zeig mir, wo der Rumpf verrottet ist.
Jetzt? ... "
Zu dieser Serie gehört vom selben Autor:
"Die Tochter des Leuchtturmwärters"

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