Freitag, 23. Oktober 2009

2 Jugendromane von Henri Bosco

Henri Bosco
Der Esel mit der Samthose
ab 14 Jahren, Taschenbuch kt., 224 S., ISBN-10: 3-7725-2019-7, ISBN-13: 978-3-7725-2019-8, 10,50 EUR
«Der Esel war ganz nahe bei mir. Er schaute mich an. Culotte … So nah, dass er mich fast berührte. Auf meiner Hand spürte ich seinen feuchten Atem, seine großen, zarten Nüstern, seine gute, animalische Wärme. Zu meiner Rechten flog ein Eichelhäher vom Ast eines Maulbeerbaums auf. Der Esel schaute mich immerzu an. Er sagte zu mir: ‹Steig auf meinen Rücken. Ich trage dich bis nach Belles-Tuiles … Ich habe auf dich gewartet, Constantin, machen wir uns auf den Weg!»
Kinder haben eine Vorliebe für geheimnisvolle Wege, erst recht wenn ihnen verboten wird, sie zu gehen. Und wenn nun gar ein Paradies an seinem Ende liegt, bewacht von einer Schlange? Aber das weiß Constantin Gloriot noch nicht, als ihn die kleine Brücke über die Gayolle magisch anzuziehen beginnt. Er kennt nur den Boten, der regelmäßig zwischen Monsieur Cyprien, seinem Herrn auf dem Berg, und dem Dorf Peïrouré verkehrt. Und der ist seltsam genug: Ein Esel, winters mit Samtgamaschen an den Vorderbeinen, der Weihrauch und blühende Mandelzweige ins Tal trägt, um dann, mit Lebensmitteln beladen, auf den Berg zurückzukehren.

Henri Bosco
Die schlafenden Wasser
ab 12 Jahren, Taschenbuch kt., 118 S., ISBN-10: 3-7725-2018-9, ISBN-13: 978-3-7725-2018-1, 7,90 EUR
Weit hinter den Feldern fließt der breite, starke Strom, von dem der kleine Pascalet so oft erzählen hört. Manchmal hat er sogar schon einen der schimmernden Fische gekostet, die der Wilderer Bargabot aus diesen Wassern zieht. Nur ihm selbst ist der Weg dorthin noch verboten. Aber seine Sehnsucht wächst und wächst, bis er eines Morgens den ersten Schritt wagt …
Was ihn am Horizont erwartet, ist ein einziges großes Abenteuer – die Begegnung mit einem rätselhaften Jungen in einer furchterregend-wunderbaren Wasserwelt. «Damals begann die Zeit der schlafenden Wasser», erinnert sich der alt gewordene Pasca-let, aus dessen Perspektive Henri Bosco diese Kindheitserlebnisse erzählt. In seinen genauen, fast minutiösen Beschreibungen der Wasserströmung, der Pflanzen und der Tiere fängt er die Natur in ihrer Fülle ein. So stark, so dicht ist ihr Zauber, dass darüber die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit durchlässig wird.
Als die Sonne, die sich langsam über das Schilf hob, auf dieses Gesicht fiel, öffneten sich plötzlich seine Augen. Gatzo erblickte mich und lächelte mich an. Mit einem Mal entspannten sich die harten Züge ...

Der Autor: Henri Bosco, 1888 in Avignon geboren, studierte Italienisch und Klassische Philologie und lehrte seit 1912 an den französischen Instituten in Florenz und Neapel, später in Marokko. Nach anfänglichen Versuchen in der Lyrik entstanden ab den dreißiger Jahren seine charakteristischen märchenhaften Romane, die großenteils in der Provence spielen und in einer außerordentlichen atmosphärischen Dichte das seelische Erleben der Menschen beschreiben, besonders ihre Verbundenheit mit der Natur in ihrem ganzen Zauber und ihrer Ursprünglichkeit. Henri Bosco ist 1976 in seiner Heimat, der Provence, gestorben. Zu seinen Hauptwerken zählen: Der Esel mit der Samthose (L’Ane Culotte), Der Hof Théotime (Le Mas Théotime), Das Erbe der Malicroix (Malicroix), Der verzauberte Garten (Antonin)

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