Mittwoch, 30. April 2008

Iain Lawrence: Die Tochter des Leuchtturmwärters

Iain Lawrence
Die Tochter des Leuchtturmwärters

Aus dem Englischen von Christoph Renfer, 255 S., geb. mit Schutzumschlag, ISBN-10: 3-7725-2247-5, ISBN-13: 978-3-7725-2247-5, EUR(D) 16,50, EUR (A) 17,00, CHF 29,40
Elizabeth und ihr Bruder Alastair wachsen unter extremen Bedingungen auf. Paradiesisch schön, aber ziemlich einsam ist es auf der kleinen Insel, nur zusammen mit den Eltern, ohne wirklichen Kontakt nach außen. Die Situation spitzt sich zu, als beide aus der Kindheit heraustreten. Der Leuchtturmwärter Murray, seine Frau Hannah und ihre beiden Kinder Elizabeth, genannt Krabbe, und Alastair sind die Einzigen, die auf Lizzie Island wohnen – sommers wie winters, winters wie sommers. Vier Menschen, die bedingungslos aufeinander angewiesen sind, sich kaum ausweichen können. Doch nur einem – Murray – entspricht diese Lebensart vom Wesen her. Krabbe und Alastair lieben ihre Insel, die so paradiesisch sein kann mit den vor ihrer Küste auftauchenden Buckelwalen, den Vogelschwärmen, den Muscheln und Schnecken. Aber sie leiden immer mehr unter der Isolation, je älter sie werden. Und jeder von ihnen bricht auf tragische Weise aus. Als Krabbe mit ihrer kleinen Tochter nach Jahren zurückkehrt, werden die wenigen Tage ihres Aufenthalts zu einem Brennglas, unter dem die schöne und schwere Vergangenheit hervorbricht und Klärung fordert.
«Du hast noch kein Mädchen geküsst, du bist noch nie Aufzug gefahren. Du hast noch nie Baseball gespielt und noch nie ferngesehen. In deinem ganzen Leben warst du nie mehr als dreißig Meilen von zu Hause entfernt. »Er antwortete mit kindlichem Ton: «Was man sagt, das ist man selbst.» Da griff Krabbe zum Pinsel. Sie schwang den Pinsel so heftig, dass er ihr aus der Hand glitt. Er wirbelte wie ein Farbfleck durch die Luft, der rote Griff und die weißen Borsten; Farbtropfen flogen in alle Richtungen. Er traf Alastairs Hinterkopf und fiel dann ins Gras. Alastair schaute immer noch nicht auf. Er zuckte zusammen, als ihn der Pinsel traf, dann malte er weiter. Ein weißer Streifen ging durch sein Haar, der grüne Rasen war weiß gesprenkelt. Krabbe drehte sich um und rannte davon. Sie rannte über das Gras, durch den Wald und über den holprigen Plankenweg. Als sie ihren Schritt verlangsamte, wurde ihr bewusst, wie nutzlos ihr Unterfangen war. Wohin sie auch lief, sie lief immer im Kreis und kehrte unweigerlich zum Ausgangspunkt zurück. Es stimmte, auch sie war eine Missgeburt. Eigentlich waren sie alle Missgeburten. Aber was machte es aus, solange sie zusammen blieben? Sie mussten zusammen bleiben. Doch Alastair wollte unbedingt weg. - Leseprobe (pdf-Datei)

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