Dienstag, 20. Oktober 2009

Warum sie Bücher schreiben

Rolf-Bernhard Essig
Schreiberlust und Dichterfrust - Kleine Gewohnheiten und große Geheimnisse der Schriftsteller
ab 14 Jahren, Fester Einband, 320 S., ISBN 978-3-446-20851-3, 19.90 € (D), 36.00 sFR, 20.50 € (A)
Wo nimmt bloß ein Autor seinen Stoff her? Und wie hält er über viele hundert Seiten alle Fäden einer Geschichten zusammen? Rolf-Bernhard Essig führt den Leser durch die geheimnisvolle Welt literarischer Schöpfung. Dabei stellt er viele berühmte Werke der internationalen Literatur vor wie die von Karl May, Astrid Lindgren oder Joanne K. Rowling und lässt ihre Verfasser erzählen - von der Angst vor dem weißen Papier, von großen Romanplänen an den Zimmerwänden oder der Suche nach dem perfekten Satz. Ein Literaturverführer für Jugendliche ebenso wie für Erwachsene!
Leseprobe (Auszug): Ein Buch zu lesen kann großen Spaß machen. Ein Buch zu schreiben vielleicht auch. Aber viele Schriftsteller klagen über die Qualen am Schreibtisch, über ihre Einsamkeit und über die lausige Bezahlung. Warum schreiben sie dann?
Eine seltsame Antwort gibt Peter Bichsel (geboren 1935), der Schweizer Autor von kurzen Geschichten und kleinen Skizzen: »Ich schreibe, weil ich ein schlechter Fußballer bin. Ich durfte beim Fußballspielen nicht mitmachen – da bin ich halt nach Hause gegangen und habe Gedichte geschrieben. Vor Jahren habe ich jeden Autor, den ich traf, gefragt, ob er als Kind in der Schule den Sprung übers Pferd geschafft hat. Darüber habe ich Buch geführt. Ich fand nur zwei Autoren, die es damals konnten. Es ist eine harte Sache, ein schlechter Sportler zu sein.« Als Bichsel erwachsen war und als Lehrer arbeitete, kam ein zweiter Zufall dazu. Um für eine Zeitung zu schreiben, ließ er sich ein Jahr beurlauben. Weil eine Verlängerung von der Behörde nicht gestattet wurde, entschied sich Bichsel, in der Schule zu kündigen, weiter für die Zeitung zu schreiben, und wurde so nach und nach Autor.
Es gibt eine ganze Reihe von Schriftstellern, die aus Zufall ihren Beruf fanden. Das trifft sogar auf Astrid Lindgren (1907–2002) zu. Dabei hatte man ihr in der Schule schon eine Laufbahn als Dichterin vorhergesagt. Stattdessen war sie aber erst Sekretärin, heiratete, bekam Kinder, arbeitete bei einem Kriminalwissenschaftler und bei der schwedischen Briefzensur. Schreiben musste sie damals sehr viel, aber es waren Briefe, Protokolle, Berichte. Immerhin führte sie auch Tagebuch und ihren Kindern erzählte sie Geschichten. Dabei schlüpfte ihre berühmteste Heldin aus dem Ei – rein zufällig. Es war 1941, als ihre Tochter bat: »Erzähl von Pippi Langstrumpf!« Woher sie den Namen hatte, wusste sie nicht. Er war ihr gerade eingefallen. Astrid Lindgren fing damals einfach an zu erzählen. Es musste aber noch ein weiterer Zufall geschehen: Ein Sturz zwang Lindgren, Wochen im Bett zu verbringen, und um die Langeweile zu vertreiben, schrieb sie die Pippi-Langstrumpf-Geschichte auf. Nachdem sie erst einmal eine Geschichte geschrieben hatte, machte sie einfach immer weiter. Astrid Lindgren meinte einmal: »Ich habe immer gedacht, ich würde nie ein Buch schreiben. Aber plötzlich konnte ich nicht mehr aufhören, da musste ich schreiben.« ... Zur Leseprobe (pdf)

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