Dienstag, 4. März 2008

Julius Lester: Im Gedächtnis der Zeit

Julius Lester
Im Gedächtnis der Zeit

ab 14 Jahren, Originaltitel: Time’s Memory Farrar / Straus & Giroux, New York, Aus dem Englischen von Christoph Renfer. 236 S., geb.m.Schutzumschlag, ISBN-10: 3-7725-2299ISBN-13: 978-3-7725-2299-4, EUR(D) 16,50, EUR (A) 17,00, CHF 29,40
Julius Lester hat ein erstaunliches, einzigartiges Buch über das Schicksal der Sklaven im Amerika des 19. Jahrhunderts geschrieben: eines, das die Götter, die Mythen und Riten eines afrikanischen Volkes wirksam sein lässt im Ringen um die Freiheit und den inneren Frieden der Menschen.

Auf der Überfahrt von Westafrika nach Amerika gerät ein Sklavenschiff aus heiterem Himmel in ein Unwetter. Haben die im Laderaum zusammen gezwängten Schwarzen es mit ihrem gellenden Schreien heraufbeschworen? Der Kapitän ahnt etwas von der religiösen Kraft der hilflosen Sklaven und wird zum Vermittler eines übernatürlichen Geschehens: In South Carolina wird ein sechzehnjähriger Afrikaner namens Ekundayo geboren. Er taucht mit seinem Bewusstsein in den Körper des jungen Sklaven Nathaniel ein und erlebt dessen tragische Liebe zu einer Weißen und erfährt alle Erniedrigungen des Sklavendaseins.Wird Ekundayo die große Aufgabe erfüllen können, zu der ihn der Schöpfergott Amma entsandt hat: den Verstorbenen im fremden Land Frieden zu bringen und damit auch den Lebenden?
... Ich war vollkommen überwältigt. Ich war nicht mehr bloß Ekundayo und Nat. Jetzt war ich auch noch Nathaniel, und Nathaniel hatte einen einzigen Lebenszweck: Ellen zu lieben. «Nathaniel?», rief die zärtliche Stimme von Neuem. Das ich eben beschrieben habe, dauerte weniger lange als die Zeit, die man braucht, diese Worte zu lesen, weniger lange als ein einziger Herzschlag. Wie schnell und wie restlos sich das Leben doch verändern kann! Geschwächt und ein bisschen schwindlig von der unerwünschten Verwandlung, die ich eben durchgemacht hatte, betrat ich den vorderen Raum der Tischlerei. In der Eingangstür stand eine schlanke junge Frau in einem dunkelgelben Kleid mit Rüschenärmeln. Ihr langes dunkles Haar lag wie ein seidener Schal über ihren Schultern. Ihre Augen waren klar und hellblau wie ein früher Morgen, an dem Vögel miteinander um die Wette zwitschern. Als sie mich sah, formten sich ihre dünnen Lippen zu einem Lächeln, das dem Lächeln in meinem Inneren in nichts nachstand.«Ellen», sagte ich leise ...

Eine Rezension auf "Roter Dorn"

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