Mittwoch, 26. März 2008

Das Mädchen Jeanne d’Arc

Maria Josepha Krück von Poturzyn
Das Mädchen Jeanne d’Arc

ab 14 Jahren, 2. Aufl.2008, 286 S. mit Personenverzeichnis und historischer Karte, geb., ISBN-10: 3-7725-1757, ISBN-13: 978-3-7725-1757-0, EUR(D) 10,50
Als Jeanne d’Arc ihre ersten Lebensschritte unternahm, war Paris englisch, und Heinrich V. von England wurde dort zum König ausgerufen. Die Normandie, alle Provinzen von Nantes bis hin zu den Pyrenäen waren englisch, Flandern und Burgund hatten sich den Engländern ergeben. Nur noch der Rest des Landes gehörte Karl VII. von Valois, der sich nicht König nennen konnte, weil er nicht sicher war, ob er den verstorbenen französischen König Vater nennen durfte. So war er ein Mann ohne Residenz, ohne Regierung – bettelarm und willenlos. Als er Jeanne d’Arc zum ersten Mal empfing, hielt er sich gerade auf Schloss Chinon auf, in dem einst der Großmeister der Templer, Jacques de Molay, gefangen gehalten worden war … Wie gewinnt Johanna das Vertrauen des Dauphins, um ihm seine Rolle im Zeitengeschick zu verdeutlichen? Wie behauptet sie sich gegen Machtpolitik und Intrige, gegen die Gesinnung des Tages? Wer ist dieser Mensch, der aus der Abgeschiedenheit eines französischen Dorfes aufbricht, dem Schicksal Europas für Jahrhunderte die Richtung zu geben? ... "Ein Horn blies im Hof, Pagen erschienen in der Flügeltür und traten rechts und links zur Seite. Ludwig von Bourbon trat sporenklirrend, mit wallendem Mantel in den Saal. Und dann stand ein Wesen im flackernden Licht vor hundert starrenden Augen, ein Wesen in schwarzer Reiterhose und grauem Wams. Der kleine runde Filzhut saß über einem betörend jungen Gesicht, blanke Augen sahen sich suchend um. Totenstille im Saal, nur die Fackeln knisterten. »Dort ist Seine Majestät, der König«, verkündete eine Männerstimme und eine Hand deutete auf Trémoille. Der hob die breite Brust über seiner nicht eben schlanken Taille und lächelte siegesgewiss. Aber Johanna blieb immer noch stehen, die Augen wanderten still durch den Saal. »Versucht nicht, mich zu täuschen«, hörte man eine sanfte Stimme sagen. Nun trat Karl durch eine Seitentür, mit seinen kleinen, hilflosen Augen und der gedunsenen Nase sah er so unköniglich aus wie kaum einer in der Runde. Ein Lächeln glitt über Johannas Gesicht. Behutsam, leise und doch ohne Zögern schritt sie durch den Saal. Wie ein kleiner Bauernjunge, wenn er auf dem Feld seinem Herrn begegnet, zog sie den Hut und beugte ein Knie. »Edler Dauphin, ich bin das Mädchen Johanna. Gott schickt mich zu Euch mit der Botschaft, dass Ihr in Reims gekrönt werden sollt.« …"

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