1. Weihnachtsbaum 1941
im Moskauer Haus der Gewerkschaften.
Ëлочка
Wie kam der Weihnachtsbaum nach Russland?
Das Lied vom Tannenbaum
Publiziert am 24. Dezember 2008 von Krusenstern
im Moskauer Haus der Gewerkschaften.
Ëлочка
Wie kam der Weihnachtsbaum nach Russland?
Das Lied vom Tannenbaum
Publiziert am 24. Dezember 2008 von Krusenstern
Moskau * Im Kreml bringt ein 33 Meter hoher Weihnachtsbaum die Kinderaugen zum Leuchten. Genau genommen ein Neujahrsbaum, denn die Tanne war in Russland früher ein Symbol für Krankheit und Tod. Erst später half sie als Weihnachtsbaum einer “deutschen” Zarin übers Heimweh, wurde dann von den Bolschewiki in die “Verbannung” geschickt und erst von Stalin als Neujahrsbaum zurück geholt.
... 1699: Wie Zar Peter der Grosse den Weihnachtsbaum nach Russland brachte
Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts feierten die Russen das Neujahr nämlich am 1. September, dem Tag der Schöpfung der Welt. Einer von vielen alten Zöpfen, die Zar Peter der Grosse mit rücksichtslosen Reformen abschnitt, um Russland in einen modernen Staat zu verwandeln. Ausgerechnet der Reform-Zar führte aber den veralteten Julianischen Kalender in Russland ein, der im restlichen Europa seit dem 16. Jahrhundert sukzessive durch den Gregorianischen Kalender abgelöst wurde.
Mit dem Julianischen Kalender bestimmte der Zaren-Erlass von 1699 auch, dass das neue Jahr am 1. Januar gefeiert werden sollte. Der christliche Heiligabend und das Neujahr fielen damit in die Swjatki * Святки. In diesen heidnischen zwölf Rauhnächten steht im Volksglauben die Tür zum Geisterreich weit offen. Ein Graus für den kultivierten Zaren, weshalb Peter der Grosse ein striktes Verbot erliess, die Swjatki in “ketzerischer Manier” zu feiern: “Am Vorabend der Geburt Christi und in Zeiten der Swjatki sind Götzendienste, Spielereien, Verkleidungen und Maskierungen als auch Tänze in den Gassen sowie verführerische Lieder zu unterlassen.” Gleichzeitig führte er den Weihnachtsbaum ein.
Statt wilder Saufgelage und lustvoller heidnischer Geisteraustreibung auf den Strassen sollten die Russen zu Hause einen Tannenbaum aufstellen und sich in christlicher Kontemplation üben? So wie es der Zar und Zimmermann während seiner “Lehrzeit” in Amsterdam gesehen hatte? Die Russen liessen sich von Zar Peter dem Grossen notgedrungen viel gefallen, dass sie diesen Teil des Zaren-Erlass von 1699 befolgten, darf hingegen bezweifelt werden. Nur schon deshalb nicht, weil der Tannenbaum bei den russischen Bauern und Fischern seit jeher als ein Symbol für Krankheit und Tod galt.
1817: Die “deutsche” Zarin etablierte den Weihnachtsbaum in Russland
Nach den eher erfolglosen Versuchen von Zar Peter dem Grossen hatte ein Jahrhundert später die “deutsche” Zarin Alexandra Feodorowna mehr Erfolg, den Weihnachtsbaum in Russland zu etablieren. Nach ihrer Heirat mit Zar Nikolaus I. im Jahre 1817 litt Prinzessin Charlotte von Preussen an Heimweh und liess deshalb die reich gedeckten Festtags-Tafel im Sankt Petersburger Winterpalast (der heutigen Eremitage) mit kleinen Tännchen schmücken, an denen Kerzen flackerten.
Wie zu Hause legte die “deutsche” Zarin Alexandra Feodorowna kleine Geschenke unter die Tännchen oder hängte diese an den kleinen, feinen Tannenzweigen auf. Weil die Geschenke für die gesamte Zarenfamilie von Jahr zu Jahr grösser wurden, mussten auch immer grössere Tannenbäume im Winterpalast aufgestellt werden, bis eine riesige Tanne mitten im Festsaal stand – und im Kerzenlicht glitzerte. Denn dass im Winterpalast weltweit erstmals glitzernde Sterne, Flittergold und vergoldete Nüsse an den Tannenzweigen aufgehängt wurden, erklären Historiker durchaus plausibel.
So wie es auch plausibel ist, dass nach der Zarenfamilie der ganze Hofstaat einen glitzernden Weihnachtsbaum wollte, und nach den Hofschranzen ganz Sankt Petersburg und dann ganz Russland. Schliesslich liess die Zarenfamilie jedes Jahr rund 4.000 (!) Sankt Petersburger Einwohner in den Winterpalast ein, die den Weihnachtsbaum der Zarenfamilie bewundern durften. Aus dem dunklen Symbol für Krankheit und Tod wurde so durch das “leuchtende” Beispiel der Zarin eine beliebte christliche Tradition, die Jolka.
1991: Das Weihnachtsfest kehrt nach Russland zurück
Den Weihnachtsbaum bekamen die Russen unter Stalin also zurück, das christliche Weihnachtsfest war in der atheistischen Sowjetunion aber weiterhin verboten. Erst mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 kehrte das Weihnachtsfest nach Russland zurück.
Wobei die meisten Familien weiterhin eher Neujahr feiern, als Weihnachten – und deshalb auch einen Neujahrsbaum in der Stube stehen haben. Am Silvesterabend halten sich aber Kinder und Erwachsene wie früher an den Händen, tanzen einen Reigen um den Baum und singen das dazu das Lied vom kleinen Tannenbaum Jolka.
Hier der Text in Deutsch und Russisch ...
... 1699: Wie Zar Peter der Grosse den Weihnachtsbaum nach Russland brachte
Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts feierten die Russen das Neujahr nämlich am 1. September, dem Tag der Schöpfung der Welt. Einer von vielen alten Zöpfen, die Zar Peter der Grosse mit rücksichtslosen Reformen abschnitt, um Russland in einen modernen Staat zu verwandeln. Ausgerechnet der Reform-Zar führte aber den veralteten Julianischen Kalender in Russland ein, der im restlichen Europa seit dem 16. Jahrhundert sukzessive durch den Gregorianischen Kalender abgelöst wurde.
Mit dem Julianischen Kalender bestimmte der Zaren-Erlass von 1699 auch, dass das neue Jahr am 1. Januar gefeiert werden sollte. Der christliche Heiligabend und das Neujahr fielen damit in die Swjatki * Святки. In diesen heidnischen zwölf Rauhnächten steht im Volksglauben die Tür zum Geisterreich weit offen. Ein Graus für den kultivierten Zaren, weshalb Peter der Grosse ein striktes Verbot erliess, die Swjatki in “ketzerischer Manier” zu feiern: “Am Vorabend der Geburt Christi und in Zeiten der Swjatki sind Götzendienste, Spielereien, Verkleidungen und Maskierungen als auch Tänze in den Gassen sowie verführerische Lieder zu unterlassen.” Gleichzeitig führte er den Weihnachtsbaum ein.
Statt wilder Saufgelage und lustvoller heidnischer Geisteraustreibung auf den Strassen sollten die Russen zu Hause einen Tannenbaum aufstellen und sich in christlicher Kontemplation üben? So wie es der Zar und Zimmermann während seiner “Lehrzeit” in Amsterdam gesehen hatte? Die Russen liessen sich von Zar Peter dem Grossen notgedrungen viel gefallen, dass sie diesen Teil des Zaren-Erlass von 1699 befolgten, darf hingegen bezweifelt werden. Nur schon deshalb nicht, weil der Tannenbaum bei den russischen Bauern und Fischern seit jeher als ein Symbol für Krankheit und Tod galt.
1817: Die “deutsche” Zarin etablierte den Weihnachtsbaum in Russland
Nach den eher erfolglosen Versuchen von Zar Peter dem Grossen hatte ein Jahrhundert später die “deutsche” Zarin Alexandra Feodorowna mehr Erfolg, den Weihnachtsbaum in Russland zu etablieren. Nach ihrer Heirat mit Zar Nikolaus I. im Jahre 1817 litt Prinzessin Charlotte von Preussen an Heimweh und liess deshalb die reich gedeckten Festtags-Tafel im Sankt Petersburger Winterpalast (der heutigen Eremitage) mit kleinen Tännchen schmücken, an denen Kerzen flackerten.
Wie zu Hause legte die “deutsche” Zarin Alexandra Feodorowna kleine Geschenke unter die Tännchen oder hängte diese an den kleinen, feinen Tannenzweigen auf. Weil die Geschenke für die gesamte Zarenfamilie von Jahr zu Jahr grösser wurden, mussten auch immer grössere Tannenbäume im Winterpalast aufgestellt werden, bis eine riesige Tanne mitten im Festsaal stand – und im Kerzenlicht glitzerte. Denn dass im Winterpalast weltweit erstmals glitzernde Sterne, Flittergold und vergoldete Nüsse an den Tannenzweigen aufgehängt wurden, erklären Historiker durchaus plausibel.
So wie es auch plausibel ist, dass nach der Zarenfamilie der ganze Hofstaat einen glitzernden Weihnachtsbaum wollte, und nach den Hofschranzen ganz Sankt Petersburg und dann ganz Russland. Schliesslich liess die Zarenfamilie jedes Jahr rund 4.000 (!) Sankt Petersburger Einwohner in den Winterpalast ein, die den Weihnachtsbaum der Zarenfamilie bewundern durften. Aus dem dunklen Symbol für Krankheit und Tod wurde so durch das “leuchtende” Beispiel der Zarin eine beliebte christliche Tradition, die Jolka.
1991: Das Weihnachtsfest kehrt nach Russland zurück
Den Weihnachtsbaum bekamen die Russen unter Stalin also zurück, das christliche Weihnachtsfest war in der atheistischen Sowjetunion aber weiterhin verboten. Erst mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 kehrte das Weihnachtsfest nach Russland zurück.
Wobei die meisten Familien weiterhin eher Neujahr feiern, als Weihnachten – und deshalb auch einen Neujahrsbaum in der Stube stehen haben. Am Silvesterabend halten sich aber Kinder und Erwachsene wie früher an den Händen, tanzen einen Reigen um den Baum und singen das dazu das Lied vom kleinen Tannenbaum Jolka.
Hier der Text in Deutsch und Russisch ...
Das Lied im MP3-Format (ca. 3 MB)
Weitere Videofassungen des Liedes auf Krusenstern
Tannenbaum
Im Walde steht ein Tannenbaum
im immergrünen Kleid,
ist schlank und lieblich anzuschaun
zu jeder Jahreszeit.
Horch, unter Kufen knirscht der Schnee,
er glitzert weiss und kalt,
ein zottelbeinig Pferdchen zieht
den Schlitten durch den Wald.
Der Schlitten fährt, man hört es kaum,
drauf sitzt ein alter Mann,
er hat den kleinen Tannenbaum
gefällt im dichten Tann.
Nun steht das Tannenbäumchen hier,
gar festlich schön geschmückt,
hat alle Kinder hoch erfreut
und jedes Herz beglückt.
Ëлочка
В лесу родилась ёлочка,
В лесу она росла ,
Зимой и летом стройная,
Зелёная была.
Метель ей пела песенку:
“Спи, ёлочка, бай-бай !”
Мороз снежком укутывал:
“Смотри, не замерзай !”
Трусишка зайка серенький
Под ёлочкой скакал .
Порою волк , сердитый волк,
Рысцою пробегал.
Чу! Снег по лесу частому
Под полозом скрипит .
Лошадка мохноногая
Торопится , бежит.
Везёт лошадка дровеньки
А в дровнях старичок .
Срубил он нашу ёлочку
Под самый корешок .
Теперь она, нарядная ,
На праздник к нам пришла.
И много-много радости
Детишкам принесла.
Weitere Videofassungen des Liedes auf Krusenstern
Tannenbaum
Im Walde steht ein Tannenbaum
im immergrünen Kleid,
ist schlank und lieblich anzuschaun
zu jeder Jahreszeit.
Horch, unter Kufen knirscht der Schnee,
er glitzert weiss und kalt,
ein zottelbeinig Pferdchen zieht
den Schlitten durch den Wald.
Der Schlitten fährt, man hört es kaum,
drauf sitzt ein alter Mann,
er hat den kleinen Tannenbaum
gefällt im dichten Tann.
Nun steht das Tannenbäumchen hier,
gar festlich schön geschmückt,
hat alle Kinder hoch erfreut
und jedes Herz beglückt.
Ëлочка
В лесу родилась ёлочка,
В лесу она росла ,
Зимой и летом стройная,
Зелёная была.
Метель ей пела песенку:
“Спи, ёлочка, бай-бай !”
Мороз снежком укутывал:
“Смотри, не замерзай !”
Трусишка зайка серенький
Под ёлочкой скакал .
Порою волк , сердитый волк,
Рысцою пробегал.
Чу! Снег по лесу частому
Под полозом скрипит .
Лошадка мохноногая
Торопится , бежит.
Везёт лошадка дровеньки
А в дровнях старичок .
Срубил он нашу ёлочку
Под самый корешок .
Теперь она, нарядная ,
На праздник к нам пришла.
И много-много радости
Детишкам принесла.
Bemerkung von Jürg Vollmer (Krusenstern): Dieser Beitrag ist der Versuch einer Annäherung an die russische Tradition des Weihnachtsbaumes oder eben Neujahrsbaumes. Alle Angaben beruhen auf sorgfältiger Recherche in den verschiedensten Quellen (siehe “About this story”). Trotzdem kann der Text unvollständige Fakten oder nicht korrekte Angaben enthalten. Ich freue mich auf die Rückmeldungen von Krusenstern-Lesern und werde den Beitrag gerne mit Ihren Anregungen ergänzen. An dieser Stelle wünsche ich allen Lesern von Krusenstern ein schönes und frohes Weihnachtsfest! Wo und wann immer Sie es auch feiern.
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