Otto, der Seltsame - Die Einsamkeit eines Mittelstreckenläufers
parthas verlag, 168 S., Fadenheftung, Hardcover, ISBN: 3-932529-74-X, 19,50 €
Dr. Otto Peltzer, der "der Seltsame" genannt wurde, war vom Laufen besessen. Er erfand Trainingsmethoden, mit denen er seiner Zeit weit voraus war. Der Gipfel seiner Popularität, wie sie heute kaum noch nachzuvollziehen ist, war erreicht, als er 1926 im Duell mit Paavo Nurmi dem legendären Finnen den Weltrekord im 1500–m–Lauf entriß.
Peltzer war der Inbegriff eines Stars der "Goldenen Zwanziger", ein Weltbürger, aber auch ein Patriot. Er wurde vergöttert für sein couragiertes Auftreten, mit dem er gesellschaftliche Tabus in Frage stellte, aber auch abgelehnt. Die Nazis sperrten ihn ins Gefängnis und ins Konzentrationslager, wo er beinahe zu Tode geprügelt wurde. Seine Hoffnungen auf die Zeit danach sah er bald enttäuscht. Einmal gebrandmarkt, stieß er in der Bundesrepublik auf Ablehnung. Auch sein Versuch, in der Zeit des Kalten Krieges zwischen den Fronten zu vermitteln, mißlang. Erneut verfemt, blieb ihm nur die Flucht nach Indien, wo man sich noch heute dankbar an den "Doc", der den indischen Nachwuchssport aufbaute, erinnert. Volker Kluge zeichnet das Porträt einer faszinierenden Persönlichkeit, deren 100. Geburtstag sich am 8. März 2000 jährt(e).
Leseprobe: "Nach einem internationalen Wettkampf in Delhi liefen einige elf- oder zwölfjährige Jungen zu Peltzer und baten ihn, sie zu trainieren. Jeder von ihnen war klein, dünn, schwarzhaarig, barfuß und zäh. Ihre Augen leuchteten vor Ehrgeiz. Sie kamen täglich ins Nationalstadion und ließen sich nicht abweisen. Peltzer erlaubte ihnen, die Aschebahn zu betreten – eine Runde, zwei Runden; er zeigte ihnen einen Tiefstart, wie man weitspringt und einen Ball richtig wirft. Eines Tages schleppten sie Holzstangen an, weil ihnen die Stabhochspringer so imponiert hatten. Von Peltzer lernten sie, wie man sich daran emporschwingt. Sie waren begeistert. Schließlich schlug er ihnen vor, gemeinsam einen Sportclub zu gründen, den Peltzer "Olympic Youth Delhi" (OYD) nannte.
Die Autoritäten in Patiala waren empört. Sich mit Straßenjungen abzugeben, gehöre nicht zu den Aufgaben eines Nationalcoaches. Dazu noch diese "unorthodoxen" Trainingsmethoden! Peltzer ließ seine Burschen Zehnkämpfe bestreiten, den Stabhochspringer schickte er zum Lauf, den Langstreckler zum Weitsprung, und Sonntagvormittags trafen sich alle im Park zum Crosslauf. Peltzer führte eine indische Jugendmeisterschaft über 300 m Hürden, im 1500-m-Hindernislauf und im Zehnkampf ein. Die Preise zahlte er aus eigener Tasche." Verlagsseiten
parthas verlag, 168 S., Fadenheftung, Hardcover, ISBN: 3-932529-74-X, 19,50 €
Dr. Otto Peltzer, der "der Seltsame" genannt wurde, war vom Laufen besessen. Er erfand Trainingsmethoden, mit denen er seiner Zeit weit voraus war. Der Gipfel seiner Popularität, wie sie heute kaum noch nachzuvollziehen ist, war erreicht, als er 1926 im Duell mit Paavo Nurmi dem legendären Finnen den Weltrekord im 1500–m–Lauf entriß.
Peltzer war der Inbegriff eines Stars der "Goldenen Zwanziger", ein Weltbürger, aber auch ein Patriot. Er wurde vergöttert für sein couragiertes Auftreten, mit dem er gesellschaftliche Tabus in Frage stellte, aber auch abgelehnt. Die Nazis sperrten ihn ins Gefängnis und ins Konzentrationslager, wo er beinahe zu Tode geprügelt wurde. Seine Hoffnungen auf die Zeit danach sah er bald enttäuscht. Einmal gebrandmarkt, stieß er in der Bundesrepublik auf Ablehnung. Auch sein Versuch, in der Zeit des Kalten Krieges zwischen den Fronten zu vermitteln, mißlang. Erneut verfemt, blieb ihm nur die Flucht nach Indien, wo man sich noch heute dankbar an den "Doc", der den indischen Nachwuchssport aufbaute, erinnert. Volker Kluge zeichnet das Porträt einer faszinierenden Persönlichkeit, deren 100. Geburtstag sich am 8. März 2000 jährt(e).
Leseprobe: "Nach einem internationalen Wettkampf in Delhi liefen einige elf- oder zwölfjährige Jungen zu Peltzer und baten ihn, sie zu trainieren. Jeder von ihnen war klein, dünn, schwarzhaarig, barfuß und zäh. Ihre Augen leuchteten vor Ehrgeiz. Sie kamen täglich ins Nationalstadion und ließen sich nicht abweisen. Peltzer erlaubte ihnen, die Aschebahn zu betreten – eine Runde, zwei Runden; er zeigte ihnen einen Tiefstart, wie man weitspringt und einen Ball richtig wirft. Eines Tages schleppten sie Holzstangen an, weil ihnen die Stabhochspringer so imponiert hatten. Von Peltzer lernten sie, wie man sich daran emporschwingt. Sie waren begeistert. Schließlich schlug er ihnen vor, gemeinsam einen Sportclub zu gründen, den Peltzer "Olympic Youth Delhi" (OYD) nannte.
Die Autoritäten in Patiala waren empört. Sich mit Straßenjungen abzugeben, gehöre nicht zu den Aufgaben eines Nationalcoaches. Dazu noch diese "unorthodoxen" Trainingsmethoden! Peltzer ließ seine Burschen Zehnkämpfe bestreiten, den Stabhochspringer schickte er zum Lauf, den Langstreckler zum Weitsprung, und Sonntagvormittags trafen sich alle im Park zum Crosslauf. Peltzer führte eine indische Jugendmeisterschaft über 300 m Hürden, im 1500-m-Hindernislauf und im Zehnkampf ein. Die Preise zahlte er aus eigener Tasche." Verlagsseiten
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