Mittwoch, 1. April 2009

Mail von Liza aus Wolgograd

Lieber Herr Hellbart, teure Blogg-Freunde,

nun habe ich endlich frei! Morgen gehe ich zur Schule und darauf freue ich mich komischerweise. Ferien bedeuten Erntezeit fuer mich. Da, in den Ferien, lerne ich den ganzen Tag. Ich stehe auf und gehe in die Malschule, und dann folgen Mathe, Landeskunde und Vorbereitungen auf mehrere Pruefungen und Olympiaden.

Schule lob' ich mir, denn sie gibt uns die Moeglichket, sechs Stunden lang einfach da zu sitzen und zu fuehlen, daß man etwas lernt, wobei man eigentlich nur "belehrt" wird. Ein deutscher Paedagoge bzw. "Antipaedagoge", Ekkehard von Braunmuehl, schrieb in seinem Buch “Zeit fuer Kinder”: “Das Lernen eines Kindes ist eine wuerdevolle, eine heilige Sache. Es durch (Be)-Lehren zu stoeren, ist eine schmachvolle Suende”.

Damit will ich keinesweges den Spiess in die Richtung der Lehrer drehen. Ich benoetige so oft eine Lehrerschulter, um mich auf sie zu stuetzen, aber keiner bietet sie mir an. Ich bin fast komplett Autodidakt. Deutsch bringe ich mir seit einigen Jahren selber bei, Mathe lerne ich ebenfalls extern … Vielleicht spricht in mir ein bisschen der Neid auf die Kinder und jungen Leute, die einen Lehrer haben. Oh, dreimal gluecklich sind mir die, die gar einen deutschsprachigen Lehrer haben. (Herr Hellbart war ja auch als Deutsch-Paedagoge in Russland taetig). Aber ich bin dem Schicksal dafuer dankbar, dass er mir diese totale Selbstbildung als eine Probe schickte.

Ihr kennt ja das deutsche Sprichwort “Lehrjahre sind keine Herrenjahre”. Das ist vollkommen richtig. Aber Lernjahre sind vielleicht doch Herrenjahre. Klar, auch Herrschaften haben es nicht immer leicht, aber wer lernt, ist immer aktiv. Und wer aktiv ist, ist Herr der Lage!

Mit Fruehlingsgruessen
Liza D.

Keine Kommentare: