Montag, 21. September 2009

Leben einer einfachen Frau in Frankreich

Christian Signol
Marie des Brebis - Der reiche Klang des einfachen Lebens
aus dem Französischen von Corinna Tamm, 192 S., geb., ISBN-10: 3-8251-7580-4, ISBN-13: 978-3-8251-7580-1, 15,90 EUR
Marie des Brebis hat das Leben einer einfachen Frau gelebt, geprägt von der Sorge um ihre Familie, um Haus, Hof und Tiere, unter den harten Bedingungen auf dem Lande im Frankreich des frühen 20. Jahrhunderts. Ihre Geschichte, aufgezeichnet von dem französischen Bestsellerautor Christian Signol, lässt uns staunen, wie reich dieses Leben war, getragen von Weisheit und Vertrauen und einem Gespür für das, was hinter und in den alltäglichen Dingen des Daseins webt.
Inmitten einer traumhaften Landschaft, an der Grenze zur Dordogne, wurde Marie des Brebis als Säugling von einem Schäfer unter einem Wacholderbusch gefunden. Die Natur war von Anfang an ihr Lehrmeister, der sie in die Weisheiten des Lebens einweihte. Voller Hingabe hat Marie für ihr kleines Glück gearbeitet. Und obwohl sie manch schwere Zeit überstehen musste, hat sie das Vertrauen in das Schicksal und in einen Sinn auch der schweren Erfahrungen des Lebens nie verloren. Der Verlust ihres ersten Kindes, die harte Arbeit ihres Mannes im Steinbruch, die ihn schließlich seine Gesundheit kostete, die Angst um den Sohn, der sich im Zweiten Weltkrieg den Widerstandskämpfern anschloss, das schwere Los der geliebten Tochter im fernen Paris – Marie des Brebis hat es verstanden, aus all diesen Prüfungen ungebrochen hervorzugehen und Kraft zu schöpfen aus der Liebe zu allen Dingen und zur Natur.
Leseprobe: ... Nie habe ich so gut geschlafen wie auf dem Stroh im Schafstall, umgeben vom warmen Geruch der Tiere. Zweifellos deswegen, weil ich genau dort meine ersten Nächte verbrachte, bewacht von Johannes und seinem schwarzen Hund mit weißen Pfoten. Es war ein wenig so, als wäre ich noch im Bauch derjenigen, die mich ausgesetzt hatte. Nie habe ich es ihr nachgetragen, der guten Frau; nie habe ich in meinem ganzen Leben jemandem Schlechtes gewünscht. So bin ich eben. Vielleicht, weil ich damals trotz allem glücklich gewesen bin. Johannes trug mich fortwährend auf dem Rücken, in einem Sack, den er sich um die Schultern gebunden hatte. Er war ein guter Hirte, der das Hochland in- und auswendig kannte: die Stellen, wo der Blitz einschlug, die seltenen Wasser quellen, die Pflanzen, mit denen die Tiere behandelt werden konnten. Er liebte das Hochland, so wie ich es mein Leben lang geliebt habe: die Schluchten, die Hochebenen, die typischen Weiden, die Wiesen mit den wilden Kaninchen und die Hügelketten, die den blauen Himmel zu berühren schienen. Als er zum Bauernhof zurückkam, sagte ihm der Bauer: Die Kleine gehört ins Waisenhaus. Man darf sie nicht einfach so behalten.
Ich behalte sie.
Wenn du sie bei dir behältst, bist du entlassen.
Gut, dann gehe ich, sagte Johannes. Und am nächsten Tag zogen wir los, er, ich und sein Hund.«

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