Dienstag, 5. August 2008

Zum Tod von Alexander Issajewitsch Solschenizyn

Anläßlich des Todes Alexander Solschenizyns möchte ich gerne auf einen Artikel des Kenners der russischen Literatur, Hanns-Martin Wietek, hinweisen, der im Juni dieses Jahres im ZVABlog veröffentlicht wurde:
Alexander Issajewitsch Solschenizyn: „Nicht nach der Lüge leben“
Um Alexander Issajewitsch Solschenizyn, den heldenhaften Autor von Archipel GULAG, ist es still geworden. Er wird Ende dieses Jahres neunzig Jahre alt. Er war und ist einer der ganz großen Schriftsteller unserer Zeit. Und nicht sein hohes Alter ist der Grund, weshalb man nur noch wenig von ihm spricht.
Als Solschenizyn aus der Sowjetunion ausgewiesen wurde, weil er dieses System verurteilte, wurde er im Westen gemäß dem Leitsatz „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ bejubelt – sein Erfolg war zunächst auch die Folge eines Schwarz-Weiß-Denkens, das bis heute nicht ausgerottet ist. Dass jemand, der das eine System verurteilt, nicht zwangsläufig ein Befürworter des anderen Systems sein muss, wurde geflissentlich übersehen. Solschenizyn aber blieb auch in der Emigration ein Russe, der sein Volk liebt. Nur nach und nach stellte man dies im Westen erstaunt fest. Hinzu kamen seine – für den Westen sehr eigenwillige – typisch russische Denkweise und die ungeschminkt deutliche Aussprache seiner Überzeugungen, die – vorsichtig gesagt – nicht recht kompatibel war mit der westlichen political correctness. Seine (auch in Russland nicht unumstrittenen) Vorstellungen von dem Weg, den Russland in der Zukunft gehen sollte, passten ganz und gar nicht zu den Vorstellungen des Westens.
Damit wurde er immer mehr zur persona non grata. Deswegen ist es im Westen still um ihn geworden.
Aber nicht nur der Westen reibt sich an seiner Person, auch in Russland scheiden sich bis heute an ihm die Geister: Im Jahrhunderte alten Streit zwischen den Westlern (wie Peter der Große, Tschaadajew, Belinski, Herzen, Pasternak und Sacharow, um nur einige zu nennen) und den Slawophilen (Tolstoi, Gorki, Dostojewski u.a.) ist er die streitbare Autorität der Slawophilen ... Bitte hier weiterlesen

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