Dienstag, 5. August 2008

Streit schlichten

Birgit-Theresa Koch
Hinter jedem Konflikt steckt ein Traum, der sich entfalten will
- Aus der Praxis einer Streitschlichterin

Kösel Verlag 2008, 192 S., Broschur, ISBN: 9783466307708, EUR 14,95, SFR 29,20
Worum geht es wirklich, wenn Menschen sich streiten? Ein Konflikt ist meist ein Hinweis darauf, dass wir uns gegen den nächsten Schritt wehren, der in unserem Leben ansteht. Ein faszinierend neuer Blick auf Konflikte, der unser ganzes Leben verändern kann: Jeder Streitpartner ist ein Verbündeter im eigenen Entwicklungsprozess. - Die Autorin zu ihrem Buch MP3-Datei
Träumen und Veränderungswünschen auf der Spur: Konflikte tun weh, sie kratzen das Selbstbewusstsein an, machen hilflos, wütend, auf Dauer krank. Viele Menschen schleppen sich häufig über Jahre mit einem bestimmten Konflikt und ewiggleichen zwischenmenschlichen Problemen herum. Familienmitglieder werden nicht mehr besucht, Kollegen und Arbeitsplätze werden abgelehnt, Partner werden abgrundtief gehasst, den Nachbarn würde man am liebsten den Garaus machen. Menschen mit dauerhaften Konflikten am Arbeitsplatz werden krank, haben Unfälle, damit sie endlich nicht mehr dorthin müssen.
Im Grunde genommen glauben viele Menschen in einem schwierigen Konflikt nicht an Veränderung, weil sie nicht glauben, dass der oder die andere sich verändern kann. Denn dass dies die wichtigste Bedingung für eine Lösung sei, davon sind viele in einem Konflikt überzeugt. Es muss doch die andere sein, die dies oder jenes tun oder unterlassen soll. Es sollte doch der andere endlich etwas einsehen oder klein beigeben, damit sie endlich verzeihen und in Ruhe schlafen und sich auch mal wieder freuen können.
Manche ahnen, dass mit der beliebten Projektion der Schuld auf die Konfliktpartnerin und den Gegner etwas nicht stimmt. Das macht es aber noch schlimmer. Diese Menschen spüren, dass die anderen ihnen nicht Recht geben können. Sie fürchten die Schuld, die ihnen selbst zugewiesen werden könnte, und verzichten lieber auf Unterstützung und Hilfe von außen. Denn es ist ein verbreitetes Missverständnis, dass es in einem Konflikt einen Schuldigen geben müsse, der schon böse war, bevor es zur Auseinandersetzung kam, dessen Vergehen man aufzählen könne, während die eigenen Vergehen nur eine Reaktion darauf sind und deswegen keine eigentlichen Vergehen und so weiter. Es entsteht ein Muster im Verhalten und im Denken, das von beiden Konfliktpartnern nicht mehr aufgegeben werden kann – eine richtige Sucht, den anderen zu beobachten, zu bewerten, den Grund für einen Streit im anderen zu suchen und hoffentlich zu finden. Wir denken in heißen Auseinandersetzungen zu oft nur noch oder viel zu viel an unsere Gegner. Und wie bei allen Süchten stellen sich die Erlösung und das Glück nicht ein: weil die Lösung an der falschen Stelle und mit einer wenig hilfreichen Denkmethode gesucht wird.
Wir sind geübt darin, nach eindeutigen Ursachen und Wirkungen dieser Ursachen zu suchen. Ich bin unfreundlich, weil er mich nicht gegrüßt hat. Ich bin böse, weil sie sich schlecht benommen hat. Dieses lineare oder kausale Denken, dass sich in vielen und vor allem in wissenschaftlichen Bereichen bewährt hat, ist in zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen wenig hilfreich, weil es die verborgenen und widersprüchlichen Zusammenhänge in der menschlichen Kommunikation nicht berücksichtigt. Wir drehen nicht enden wollende Interaktions- oder Kommunikationsschleifen, wenn wir nur nach dem Grund oder der Schuld in einer Auseinandersetzung oder einem Konflikt fragen. Es entsteht ein Muster gegenseitiger Schuldzuweisungn und Vorwurfshaltungen, aus dem wir nicht mehr ausbrechen können. Es gibt Menschen, die jahrelang in einem solchen Konfliktmuster verharren. Andere brechen Beziehungen frühzeitig ab oder beenden eine Zusammenarbeit, bevor der Schatz, der in einem Konflikt oft tief verborgen ist, gehoben wird ... Weiterlesen und Inhaltsverzeichnis auf den Verlagsseiten

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