Freitag, 25. März 2011

Muslimische Jugendliche in Deutschland


Güner Balci
ArabQueen - oder Der Geschmack der Freiheit
S. Fischer Verlag Sachbuch, Hardcover, 320 S, br., ISBN 978-3-10-004814-1, € (D) 14,95, € (A) 15,40, SFR 23,50
Freiheit fühlt sich im Kopf anders an als im Herzen. - Mariam führt ein Doppelleben: Zu Hause die folgsame Tochter kurdischer Eltern, in der Welt außerhalb die selbstbewusste »ArabQueen«, die mit ihrer deutschen Freundin Lena Tanzen geht und Jungs trifft, dies aber durch Lügen vor ihrer Familie zu verbergen weiß. Als der Vater ihr eröffnet, dass ihr Cousin Walid auf dem Weg nach Deutschland ist, um sie zu heiraten, weiß Mariam, dass sie eine Entscheidung treffen muss, an der sie zu zerbrechen droht.

Die Journalistin Güner Yasemin Balci, die selbst jahrelang in einem Mädchentreff in Neukölln gearbeitet hat, erzählt eindrucksvoll am Schicksal Mariams, wie es ist, in zwei unvereinbaren Welten zu leben – für viele junge muslimische Frauen in Deutschland die bittere Realität – und welchen Preis die Freiheit hat.

Sineb El Masrar
Muslim Girls - Wer wir sind, wie wir leben
Eichborn Verlag, 208 S., ISBN:9783821865331, 14.95 Euro, 23.50 sFr
Muslimische Frauen begegnen uns fast überall, und doch wissen wir nur, dass sie unterdrückt, zwangsverheiratet und zwangsverhüllt sind. Stimmt nicht, sagt Sineb El Masrar: »Ich lebe selbstbestimmt, wie viele von uns«. - Sie sind selbstbewusst, frech und lebensfroh. Tagsüber studieren sie BWL und abends sind sie Privatsekretärinnen ihrer in Behördenfragen oft unbeholfenen Eltern. Du triffst sie auf der Party eines Kommilitonen und sie flirten mit Mehmet, Christoph oder vielleicht auch Enrico. Sie sind Muslima 2.0, und sie sind keine Opfer, sondern eigenwillige Frauen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Mit oder ohne Tuch auf dem Kopf.

Die marokkanisch-stämmige Autorin Sineb El Masrar erzählt, wie die junge muslimische Frauengeneration hierzulande ihr Leben lebt, was sie beeinflusst, wie sie um Unabhängigkeit kämpft und wo sie ihren Platz in der Gesellschaft sieht. Das Bild der muslimischen Frau in der Öffentlichkeit trifft nicht die Lebenswirklichkeit vieler junger Musliminnen. Sineb El Masrar spricht aus, was viele von ihnen denken: Augen auf, wir sind längst angekommen!

Melda Akbas

So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock 

C. Bertelsmann Verlag , Ppb. Klappenbroschur, 240 S., ISBN: 978-3-570-10043-1, € 14,95 [D], € 15,40 [A], CHF 24,90 - (ab ca. August 2011 als Goldmann-TB für ca. 7,99 € [D]

Der beeindruckende Bericht einer 18-Jährigen zwischen westlichen Werten und türkischer Familientradition. - Sie ist 18, lebt als Deutsch-Türkin in Berlin, steht kurz vor dem Abitur, engagiert sich als Schülerin, und ihr größter Wunsch ist ein selbstbestimmtes Leben: Melda Akbas bezweifelt, dass viele Deutsche wissen, was es heißt, ein Migrantenkind zu sein. Vorurteile und Desinteresse bestimmen das Bild. Eloquent und selbstbewusst setzt sie ihre Momentaufnahme dagegen. Ihr Hintergrund: eine Familie von konservativ bis weltoffen, ein bunter Mix aus Köpfen und Haltungen. Sie selbst versucht den Spagat zwischen Respekt vor ihren muslimischen Wurzeln und ihrer Entschlossenheit, sich einzumischen, mitzubauen an einer friedlichen Welt vieler Kulturen und als Frau selbständig zu leben... Leseprobe

Jana Frey: »Ich, die Andere«
ab 12, 1. Loewe Verlag TB, 2010, 352 S., ISBN 978-3-7855-7158-3, 7,95 €
Kelebek ist Deutsche. Und sie ist Türkin. Sie will mit ihren Freundinnen Spaß haben und gleichzeitig mit ihrer Familie den Ramadan begehen. Sie liebt die Blaue Moschee in Istanbul – und sie liebt Janosch. Ihre Gefühle sind zu kostbar, als dass sie jemandem davon erzählen könnte, zu zerbrechlich. Doch Sercan, ihr Bruder, mit dem sie früher alle Geheimnisse geteilt hat, merkt sofort, dass Kelebek plötzlich anders ist. Er beginnt, sie zu kontrollieren, eindringliche Fragen zu stellen. Als er endlich Gewissheit hat, ist Sercan voller Hass. Hass auf Janosch, Hass auf Kelebek – Hass, der außer Kontrolle zu geraten droht ...

" … Sineb El Masrar, Güner Balci, Jana Frey und Melda Akbas, alles Autorinnen, die in Deutschland zu Hause sind, erzählen fiktiv, dokumentarisch und subjektiv vom realen Lebensalltag zwischen Tradition und Moderne. Die muslimische Mädchen und jungen Frauen, die in den heute vorzustellenden Büchern die Hauptrollen einnehmen, sind fast alle in Deutschland geboren und hier sozialisiert … Es gibt sie noch die Barrieren. Um diese zu überwinden kann ein offenes Interesse, Toleranz und vor allem mehr Wissen, vermittelt auch durch die Literatur, helfen." - dradio zumThema

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