Donnerstag, 7. April 2011

Ein abenteuerlicher Reise- und Schiffsbruchbericht

Jean Villain, Georges Keate
Nachrichten von den Pelew-Inseln in der Westgegend des Stillen Ozeans

BS-Verlag-Rostock, 167 S., Ppb., ISBN: 978-3-89954-024-6, 12,20 €
Leseprobe: Mittwoch, den 11. August 1783. Seitdem wir hier Schiffbruch erlitten, hatte es noch nicht so wild gestürmt und in solchen Fluten geregnet wie diese Nacht. Die Morgenröte brachte indes etwas gelindere Witterung, und der Bootsmann rief mit seiner Pfeife die Mannschaft an die Arbeit. Der Ton dieses Instruments war den Ohren der Eingeborenen zwar fremd, machte ihnen aber großes Vergnügen. Raa-Kuk besprach sich mit Kapitän Wilson, um ihm anzudeuten, daß dessen Bruder Matthias wegen des stürmischen Wetters nicht würde zurückkehren können. Gegen zehn Uhr fertigte man die Schaluppe nach dem Wrack ab; die am Strande zurückgebliebene Mannschaft fuhr unterdessen fort, den Platz zu ebnen und die Lebensmittel wieder zu trocknen. Es ward finster, ehe die Schaluppe wieder kam, und man war ihretwegen schon sehr besorgt gewesen. Die darin befindlichen Leute berichteten, daß die Insulaner das Schiff mit etlichen Kanus besucht, auch etwas Eisen und einige andere Sachen mitgenommen hätten.

Unter anderem hatte man auch das Kanu mit den drei Mann, welche zur Bedienung des Bruders des Königs zurückgeblieben waren, sehr stark in Verdacht, indem diese gleich nach der Schaluppe in See stachen, wiewohl man am Strande geglaubt hatte, sie wären auf Fischfang ausgegangen. Als unsere Leute beim Schiff ankamen, war gerade Ebbe. Sie konnten daher mit ihrem Fahrzeug nicht bis an das Schiff kommen, sondern mußten über einen Teil des Riffs waten, bei welcher Gelegenheit sie eines großen, durch den Boden des Schiffs gedrungenen Felsenstücks gewahr wurden, welches innerhalb desselben an zwei oder drei Stellen aus dem Wasser ragte; das Schiff war also eigentlich vom Felsen aufgespießt. Spuren des Besuchs der Eingeborenen waren vorzüglich im Aufenthalt des Wundarztes sichtbar, wo sie den Arzneikasten durchwühlt und verschiedene Medikamente gekostet, vermutlich aber nicht nach ihrem Geschmack befunden und daher ausgeschüttet, die Flaschen aber behalten und mitgenommen hatten. Im ganzen Kasten war nicht das mindeste zurückgeblieben, wovon man noch einigen Gebrauch hätte machen können.

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