Donnerstag, 31. März 2011

Täter und Opfer der RAF – Angehörige beider Familien im Dialog

Julia Albrecht, Corinna Ponto
Patentöchter. Im Schatten der RAF
- ein Dialog
Kiepenheuer & Witsch, 240 S., geb., ISBN: 978-3-462-04277-1, Euro (D) 18,95, sFr 29,50, Euro (A) 19,50

Täter und Opfer der RAF – der erste Dialog von Angehörigen beider Seiteneng miteinander verbunden waren und die durch den Mord an Jürgen Ponto auseinandergerissen worden sind. Die Autorinnen werfen einen neuen Blick auf die – bis heute hauptsächlich von Außenstehenden gedeutete – Geschichte der RAF, die Rolle der Täter und die Wunden, die ihre Taten geschlagen haben.

30. Juli 1977: Jürgen Ponto empfängt Susanne Albrecht, die Tochter seines Jugendfreundes Hans-Christian Albrecht, in seinem Haus in Oberursel. Ihre Begleiter Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar schießen auf Jürgen Ponto. Corinna, seine Tochter, ist zu diesem Zeitpunkt zwanzig Jahre alt, Julia, Susannes Schwester, dreizehn Jahre.

Nach dem Mord war das Band zwischen den Familien durchschnitten. 30 Jahre danach nimmt Julia Albrecht – die Patentochter von Jürgen Ponto – Kontakt auf zu Corinna Ponto – der Patentochter von Hans-Christian Albrecht. Ein Briefwechsel entspinnt sich, eine erste Begegnung findet statt. Im Mittelpunkt ihres Buches stehen die Geschichte der RAF und der Umgang damit, die Fragen nach Schuld und den Hintergründen der Täterschaft, nach den Möglichkeiten von Aufarbeitung und Versöhnung. Und beide Frauen tauschen sich darüber aus, wie man mit den eigenen Kindern über diesen Teil der deutschen Geschichte spricht, der doch auch Teil der Geschichte ihrer Familien ist.

Mittwoch, 30. März 2011

Im An­ti-​Struw­wel­pe­ter sind Au­to­ri­tä­ten die Dum­men

F.K. Waechter: Der Anti-StruwwelpeterDiogenes Verlag, Hardcover Halbleinen, 48 S., ISBN 978-3-257-01142-5, € (D) 14.90, sFr 26.90, € (A) 15.40
Wer hätte das gedacht: F. K. Waechters Anti-Struwwelpeter ist längst volljährig. Die erste Auflage dieses klassisch umfunktionierten Klassikers erschien 1970. Ein Standardwerk der antiautoritären Erziehung, ein Nostalgiewerk der 68er-Generation – und noch immer die unerlässliche, schlaue und vergnügliche Erwiderung und Ergänzung zu Hoffmanns ›Struwwelpeter‹

Friedrich Karl Waechter, geboren 1937 in Danzig, heute Polen, arbeitete zunächst als Grafiker, dann für verschiedene satirische Zeitschriften und Zeitungen. 1966 publizierte er sein erstes eigenes Bändchen mit Zeichnungen und Cartoons. 1970 schaffte er den Durchbruch mit seinem berühmten ›Anti-Struwwelpeter‹. Für ›Der rote Wolf‹ erhielt er 1999 den Deutschen Jugendliteraturpreis. 2002 erschien der große Band ›Waechter‹, mit 589 Bildern aus 37 Jahren. F. K. Waechter starb 2005 in Frankfurt am Main.

"Bauz! Da geht die Türe auf,
und herein in schnellem Lauf
springt der Schneider mit der Schere.
Sieh! er rutscht und fällt ins Leere
über ein paar Schinkengrieben
die mit Seife eingerieben,
schlägt er nun der Länge lang
gegen Mutters Ofenbank."


»Ich versuche das, was einem passiert, was einen aufregt, in Form zu gießen, Persönliches gegen diese blöden, uninteressanten Trends der Zeit zu setzen.« F.K. Waechter

"... der Tod ist schwächer als die Liebe" (Khalil Gibran)

Erfahrungen im Umgang mit Tod und Sterben
Mit Beiträgen von Leserinnen und Lesern der Flensburger Hefte
180 S., kt., ISBN 978-3-926841-98-8, 15,00 €
Der Verlust eines geliebten Menschen durch den Tod gehört zu den einschneidendsten Erfahrungen, die man während des Lebens macht. Ohnmacht, Verzweiflung, Verlusterlebnisse umfassen die Seele wie eine eiserne Hand. Kann man diesen dunklen Gefühlen entrinnen, und ist es möglich, im Tod einen Sinn zu sehen?

In diesem Band schildern die verschiedensten Menschen ihre persönlichen Erlebnisse, wie sie mit diesem Verlust fertiggeworden und wie sie mit Tod und Sterben umgegangen sind. Die intimen Schilderungen lassen einen nicht nur teilhaben am Leben der betroffenen Menschen, sie machen diese Sammlung zugleich zu einem Buch über die Liebe. Glück und Trauer, Lebensgewinn und Verlusterfahrung liegen oft dicht beieinander.

Das Buch enthält u.a. Beiträge über: die Pflege eines sterbenden Menschen, die schmerzvolle Verlusterfahrung, die Trauer und Trauerarbeit, den Sinn des Todes, den Umgang mit Verstorbenen, Sterbebegleitung und die Arbeit im Hospiz, Träume vom Tod, Nah-Todeserfahrungen, Humor im Trauerfall.

Die Beiträge führen nicht nur die schweren Momente des Abschieds vor Augen, sondern sie zeigen auch, wie Sterben, Tod und Abschiednehmen einen würdigen Platz im Leben einnehmen können. Es sind bewegende Geschichten vom Sterben und vom Leben, von der Veränderung des Lebens durch den Tod.

Auszug aus dem Inhalt

Fritz Jordi: „So wie man lebt, stirbt man auch!“
Leben und Sterben der Eltern und der Schwiegereltern / Die Nah-Todeserfahrung – mein Damaskuserlebnis / Weltbilderweiterung mit Schülern / Lebensbewußtwerdung eines zum Tode Verurteilten.

Ingeborg Endres-Häusler: Den Abschied gestalten - Erinnerungen an eine Kindheit auf dem Dorf. Den Tod anerkennen / Der Tag der Beerdigung / Der Leichenschmaus / Die Toten ehren / Die alten Rituale tragen nicht mehr.

Edith Dörre: Ein Weg über den Regenbogen
Der Tod meiner Tochter Natanja-Sophia / Ein überirdischer Friede / Vom Engel berührt / Eine Schale mit Edelsteinen / Quellen der Heilung und des Lebens.

Hilde Both: Die „Leihgabe“
Eine Lebenserinnerung und der Tod meines Sohnes Helge / Ein wundersamer Traum / „Er war völlig furchtlos“ / Die Flucht / „Hüte Deinen Ältesten vor dem Wasser“ / Ein Sonntag im März / Ein Wahrtraum.

Hannelore Ingwersen: „Ich tausche meine Kraft gegen Deine Erschöpfung“ - Interview von Thomas Höfer
Die Palliativstation / Stationäre Hospize / Die ambulante Hospizarbeit / Hilfe für Sterbende / Der Betroffenheit kann sich niemand entziehen / Woher schöpfen die Helfer ihre Kraft? / Viele Kontakte bleiben bestehen / Das Erleben des Todes prägt das Lebensgefühl / Öffentlichkeitsarbeit / Die Fragen am Ende eines Lebens.

Hannelore Ingwersen: Persephones Schwestern oder: Die Trauer ist ein Tor. Erfahrungen von Frauen mit Trauer / Mit den anderen Verstorbenen zusammen / „Ich bin immer bei Dir“ / Wie ein Stromschlag / Ein hilfreiches Ritual / Wie ist es weitergegangen?

Friederike von Hodenberg: Sterben auf der Intensivstation.

Irma Barke: „Fürchte Dich nicht“ - Die Pflege meiner Mutter / „Ich gehe jetzt fort“ / Der Tod meines Vaters / „Vor Pfingsten ist noch eine Beerdigung“ / Ein unbeschreiblich schönes Licht.

Tobias Welter: Eine Liebesgeschichte
Meine Liebe zu Sabrina, die an MS erkrankt war / Der Beginn meines Zivildienstes / Die Pflege Sabrinas / Wie von einer Wolke umgeben / Ein Theaterbesuch / Ihr Lächeln wird mir immer im Gedächtnis bleiben / Im blühenden Garten / Ein weiterer MS-Schub / „Ich bin ja so schwierig“ / Ein innerer Konflikt / Die Signale waren eindeutig / Ihr Todestag / „Nehmt einander an, wie Christus uns angenommen hat“ / Weitreichende Folgen für mein Leben / Wir müssen es nur entdecken ...

Rigobert Ahr: Das ganz alltägliche Sterben
Erfahrungen in der Hauspflege / Das Sterben in harmonischer Umgebung / Der Tod und die Verzweiflung / Der Tod und die Kälte / Der Tod und die Suche / Mein eigenes Sterben / Einen Zugang zum eigentlichen Ich finden.

Volker zur Linden: „Ich war drüben!“ - Erzählung von einer Nah-Todeserfahrung.

Tanja Rehmer: Herzstillstand
Meine Nah-Todeserfahrung bei der Geburt meiner Tochter / In der Klinik / Ich schleuderte durch eine Art Tunnel / Wie auf einem fremden Planeten / Ärzte und Schwestern reagierten verunsichert.

Birgit Mommsen: Todesnähe
Meine Nah-Todeserfahrung bei der Geburt meines Sohnes / Begegnung mit dem Licht / Schwächeanfälle und Sehnsucht nach dem Licht / Sie ging in den Fluß / Die Kraft für mein weiteres Leben.

Gerhard Oberle: Begegnungen mit Isolde
Die Nähe meiner verstorbenen ehemaligen Verlobten / 41 Jahre später / Isolde hilft mir / Ich fühle ihre Anwesenheit / Als stünden wir beide vor einem Treffen.

Daniel Wirz: Fülle des Lebens

Ein Comic-Album zum Umgang mit Geld

Peter Zimmermann: Der Schatz von Wörgl

Holzhof Verlag, Heftformat, vierfarbig, 28 S. (inkl. Umschlag und redaktioneller Teil), ISBN 978-3-939509-93-4, 5,00 €uro
Staatsverschuldung, Wirtschafts- und Finanzkrise. Probleme, welche die Menschen heute wieder in Atem halten. Wiederholt sich hier die Geschichte? Sind die wahren Ursachen bislang verdrängt wurden? Wenn Geld nicht kreisen will, stehen alle Räder still. Das weiß 1932 auch Bürgermeister Michael Unterguggenberger nur zu gut. Der kleine Tiroler Ort Wörgl bleibt von der Weltwirtschaftskrise nicht verschont. Doch in schwieriger Zeit finden sich die Dorfbewohner und ihr Bürgermeister zu einer Nothilfe-Organisation zusammen, die in aller Welt für Aufsehen sorgt. Allerdings stehen der Aktion nicht alle wohlwollend gegenüber...

Autor Peter Zimmermann, Geschäftsführer des sächsischen Landesverbands der Humanwirtschaftspartei, schildert unterhaltsam und und historisch fundiert das Freigeldexperiment von 1932 - und zwar in Form eines Comics, in klassisch frankobelgischem Stil umgesetzt von Andreas Wehrheim, Mitglied der Comicbrigade Dresden, nach einem Szenario seines Brigadekollegen Mamei. Das Heft enthält außerdem vier Seiten Hintergrundinformationen über alternative Geldsysteme, die Geschichte hinter dem Freigeldexperiment sowie Silvio Gesell und seine Ideen über eine natürliche Wirtschaftsordnung, eine "Marktwirtschaft ohne Kapitalismus".

Weitere Informationen und eine Vorschau auf die Comics:

Dienstag, 29. März 2011

Von der Kunst der Orientierung ohne GPS und Navi

Tristan Gooley
Der natürliche Kompass
- Mit allen Sinnen unterwegs
Malik Verlag 2011, 288 S., geb., ISBN: 9783890293929, € 17,95 [D], € 18,50 [A], sFr 27,50
Vergiß GPS und Navi – folge einfach den Zeichen der Natur! Tristan Gooley ist ein Meister der natürlichen Navigation. Unterhaltsam beschreibt er, was Generationen vor uns ganz selbstverständlich beherrschten: die fast vergessene Kunst der Orientierung anhand des Himmels und der Natur.

Was zeigt die Krümmung eines Baumes an? Wie erkenne ich an Regenpfützen, wo Norden ist? Und was verrät der Sand unter unseren Füßen über Ebbe und Flut? Der sympathische Abenteurer Tristan Gooley zeigt, wie man sich in Landschaften und Städten, im Wald oder an der Küste orientieren kann – einzig mit den Sinnen. Ohne Landkarte oder GPS, nur mithilfe der Gestirne und Elemente. Dabei geht es nicht nur um Outdoorabenteuer oder Überlebenstraining, sondern um eine beeindruckende, einfach zu erlernende Kunst. Dieses Buch bringt uns bei, genau hinzuschauen, zu riechen, zu hören. Sowohl enthusiastische Nachahmer als auch Daheimgebliebene finden in der Mischung aus Fakten, Erfahrungsberichten, Mythen, Kulturgeschichte und Anekdoten eine spannende Lektüre.

Sonntag, 27. März 2011

Nordafrikanischer Blues (mit CD)

Frank Tenaille: Die Musik des Raï
mit Gratis-CD, Glossar, Serviceteil, Register

Palmyra Verlag, 180 S., 22 S/W-Fotos, geb., ISBN 3-930378-49-3 22,- (D), € 22,70 (A), SFr 39,50
»Ich ermuntere die Jugend, über verbotene Dinge zu sprechen.« (Khaled)

Der aus Algerien stammende Raï ist seit den achtziger Jahren eine der wichtigsten Formen moderner arabischer Musik. »Aïcha« und andere Welthits von Khaled, dem »König des Raï«, bescherten dem Raï seit den neunziger Jahren auch in Europa eine große Popularität. Mit dem Buch von Frank Tenaille erscheint erstmals in deutscher Sprache eine umfassende Gesamtdarstellung des »nordafrikanischen Blues«, wie der im kulturellen Meltingpot Oran entstandene Raï auch genannt wird. Ausführlich beschreibt der Autor die Geschichte des Raï vor dem Hintergrund der politischen, sozialen und kulturellen Entwicklung Algeriens von 1830 bis heute. Auf interessante Weise beschreibt Tenaille alle relevanten Raï-Aspekte: den Raï als Protestform gegen den kulturellen Mainstream und gegen den allgemein anerkannten Sit-tenkodex, die Konfrontation mit den Machthabern und den musikfeindlichen Islamisten, die musikalische Vermischung des Raï mit Rock, Reggae, Soul und Funk sowie den modernen Pop-Raï im Rahmen der vielfältigen Raï-Szene der maghrebinischen Immigranten in Frankreich. Abgerundet wird das vielfältige Bild mit einem Kapitel über die Sprache der mehrdeutigen Raï-Texte sowie fünfundsechzig Kurzportraits der wichtigsten Musiker und Sänger (u.a. Khaled, Cheb Mami, Fadela, Cheb Hasni, Cheikha Remitti, Rachid Taha). Aufgrund seiner Informationsfülle und des sehr umfangreichen Anhangs gilt das Buch als Standardwerk.

Frank Tenaille wurde in Okzitanien geboren und verbrachte seine Kindheit in Afrika. Er studierte Soziologie und Ethnologie und lebt heute als Journalist mit dem Spezialgebiet Weltmusik in Montpellier. Die beiliegende CD dokumentiert die Vielfalt der Raï-Musik. Sie enthält neben Aufnahmen der wichtigsten Musiker seltene historische Einspielungen.
 

Spannende Begegnungen im Mittelalter

Franjo Terhart
Die Geheimnisse meines Meisters Hieronymus Bosch - Historischer Roman
Edition Hamouda 2009, ca. 160 S. ISBN 978-3-940075-29-1, [D] 8,95 Euro
Kwinten van der Weyden, Sohn eines Schusters in Gent, entdeckt durch Jan van Eycks Genter Altarbild „Lamm Gottes“ seine Liebe zur altniederländischen Tafelmalerei und lässt sich nach den strengen Regeln der Malerzunft von seinem Onkel Petronius ausbilden. Als sein Vater dahinterkommt, zerstört er aus Wut ein erstes Bild seines Sohnes, woraufhin Kwinten dem Elternhaus endgültig den Rücken kehrt. Jahre später reist er als Schüler des berühmten Malers Hieronymus Bosch mit diesem nach Venedig. Er beginnt über seine Gespräche mit dem faszinierenden Künstler Bosch und die Erlebnisse der Venedigreise zu schreiben. Berühmte Künstler wie Giovanni Bellini, Carpaccio oder Giorgione kreuzen seinen Weg. Aber es drohen auch seltsame Gefahren, denen sich Meister und Schüler unvermutet gegenübersehen. Trachtet ihnen gar jemand nach dem Leben?

Der Roman stellt die wichtigsten Werke des sicherlich rätselhaftesten Künstlers Europas vor und versucht die Symbolsprache von Hieronymus Bosch zu entschlüsseln; zudem wird auf mittelalterliche Maltechniken und Arbeitsweisen eingegangen und die Werke einiger zeitgenössischer Maler werden vorgestellt.

Samstag, 26. März 2011

Hilfe für betroffene Kinder im Norden Japans

Gegen Kinderarmut e.V. unterstützt jetzt ein Kinderheim für Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zwei und 18 Jahren in der Kleinstadt Ichinoseki, im Norden der Hauptinsel Honshū.

Die Leiterin des Heims, Schwester Caelina Mauer, Thuiner Franziskanerin aus Heede/Emsland, berichtete heute (19.3.2011) telefonisch:

„Vor allem die jüngeren Kinder zittern bei jedem Nachbeben vor Angst und verkriechen sich weinend. Alle Kinder und auch die Mitarbeiterinnen sind total erschöpft. Wir leben seit fast einer Woche mit unseren 60 Kindern in der Turnhalle, zunächst ohne Strom und Wasserversorgung. Es fehlt an Benzin und Heizöl – die Kinder frieren bei Temperaturen nachts unter null Grad.“ 

Angesichts des Leids und der Not sollen trotz dieser Umstände noch weitere Waisen- obdachlose Kinder aufgenommen werden.

Wenn Sie den Kindern in Ichinoseki helfen möchten spenden Sie jetzt hier:
Bankleitzahl:700 350 00 - Spendenkonto: 3325558919
Geldinstitut: Allianz Bank - Stichwort: Japan

Algernon Bertram Mitford
Das alte Japan - Sagen, Mythen, Märchen, Bräuche
neu eingerichtet und überarbeitet von Kim Landgraf, Mit zahlreichen Illustrationen japanischer Künstler
Anaconda Verlag, 559 S., geb., ISBN 978-3-86647-143-6, € 9,95, € 10,30 (A), sFr 18,50
Die über Jahrtausende gewachsene Kultur Japans beeindruckt und fesselt bis heute: Sehr eng sind die historische Überlieferung und das moderne Leben des inzwischen hoch technisierten Inselstaates miteinander verwoben. Fremdartig und bisweilen entrückt wirken die Schilderungen und Geschichten, die Mitford für sein 1871 erstmals erschienenes Buch »Tales of Old Japan« zusammentrug, so etwa die berühmte Erzählung von den »47 Ronin« oder der lange Bericht über das berüchtigte Harakiri, die rituelle Selbsttötung der Samurai. Der englische Autor und Diplomat A. B. Mitford (1837–1916) war von 1866 bis 1870 Attaché der britischen Gesandtschaft in Tokio. Bereits in jungen Jahren hatte er diplomatische Stationen in St. Petersburg und Peking durchlaufen und umfangreiche außenpolitische Erfahrungen gesammelt. Am nachhaltigsten jedoch prägten ihn die Erlebnisse während seines Dienstes in Japan. Zeitlebens bewahrte er sich die Faszination für Kunst und Folklore der Algernon Bertram Mitford


Freitag, 25. März 2011

Tiere sind sensible Lebewesen

Karine Lou Matignon: Was Tiere fühlen
Verlag Frederkind & Thaler, 176 S., ca. 55 Abb., ISBN-13: 978-3-89405-662-9, 9,95 €
Nicht nur Menschen sind zu Empfindungen wie Zuneigung, Lebensfreude, Mitgefühl, Zorn und Trauer fähig, sondern auch Tiere. Begleitet von Tierbildern namhafter Fotografen erklärt Karine Lou Matignon in unterhaltsamen, leicht lesbaren Texten die große emotionale Bandbreite der Tiere. Dieses Buch macht deutlich, dass Tiere sensible, intelligente Lebewesen mit eigenem Bewusstsein sind, die wie Menschen empfinden können. Ein berührendes und ergreifendes Buch, ein Muss für alle Tierfreunde.

Karine Lou Matignon wurde 1965 in der Normandie, Frankreich geboren. Seit ihrer Kindheit ist sie fasziniert von der Beziehung zwischen Mensch und Tier und veröffentlichte dazu diverse Bücher. Marie Lou Matignon lebt in der Normandie. Mit großem Engagement widmet sie sich dem Schutz von Tier, Mensch und Natur. 

Muslimische Jugendliche in Deutschland


Güner Balci
ArabQueen - oder Der Geschmack der Freiheit
S. Fischer Verlag Sachbuch, Hardcover, 320 S, br., ISBN 978-3-10-004814-1, € (D) 14,95, € (A) 15,40, SFR 23,50
Freiheit fühlt sich im Kopf anders an als im Herzen. - Mariam führt ein Doppelleben: Zu Hause die folgsame Tochter kurdischer Eltern, in der Welt außerhalb die selbstbewusste »ArabQueen«, die mit ihrer deutschen Freundin Lena Tanzen geht und Jungs trifft, dies aber durch Lügen vor ihrer Familie zu verbergen weiß. Als der Vater ihr eröffnet, dass ihr Cousin Walid auf dem Weg nach Deutschland ist, um sie zu heiraten, weiß Mariam, dass sie eine Entscheidung treffen muss, an der sie zu zerbrechen droht.

Die Journalistin Güner Yasemin Balci, die selbst jahrelang in einem Mädchentreff in Neukölln gearbeitet hat, erzählt eindrucksvoll am Schicksal Mariams, wie es ist, in zwei unvereinbaren Welten zu leben – für viele junge muslimische Frauen in Deutschland die bittere Realität – und welchen Preis die Freiheit hat.

Sineb El Masrar
Muslim Girls - Wer wir sind, wie wir leben
Eichborn Verlag, 208 S., ISBN:9783821865331, 14.95 Euro, 23.50 sFr
Muslimische Frauen begegnen uns fast überall, und doch wissen wir nur, dass sie unterdrückt, zwangsverheiratet und zwangsverhüllt sind. Stimmt nicht, sagt Sineb El Masrar: »Ich lebe selbstbestimmt, wie viele von uns«. - Sie sind selbstbewusst, frech und lebensfroh. Tagsüber studieren sie BWL und abends sind sie Privatsekretärinnen ihrer in Behördenfragen oft unbeholfenen Eltern. Du triffst sie auf der Party eines Kommilitonen und sie flirten mit Mehmet, Christoph oder vielleicht auch Enrico. Sie sind Muslima 2.0, und sie sind keine Opfer, sondern eigenwillige Frauen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Mit oder ohne Tuch auf dem Kopf.

Die marokkanisch-stämmige Autorin Sineb El Masrar erzählt, wie die junge muslimische Frauengeneration hierzulande ihr Leben lebt, was sie beeinflusst, wie sie um Unabhängigkeit kämpft und wo sie ihren Platz in der Gesellschaft sieht. Das Bild der muslimischen Frau in der Öffentlichkeit trifft nicht die Lebenswirklichkeit vieler junger Musliminnen. Sineb El Masrar spricht aus, was viele von ihnen denken: Augen auf, wir sind längst angekommen!

Melda Akbas

So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock 

C. Bertelsmann Verlag , Ppb. Klappenbroschur, 240 S., ISBN: 978-3-570-10043-1, € 14,95 [D], € 15,40 [A], CHF 24,90 - (ab ca. August 2011 als Goldmann-TB für ca. 7,99 € [D]

Der beeindruckende Bericht einer 18-Jährigen zwischen westlichen Werten und türkischer Familientradition. - Sie ist 18, lebt als Deutsch-Türkin in Berlin, steht kurz vor dem Abitur, engagiert sich als Schülerin, und ihr größter Wunsch ist ein selbstbestimmtes Leben: Melda Akbas bezweifelt, dass viele Deutsche wissen, was es heißt, ein Migrantenkind zu sein. Vorurteile und Desinteresse bestimmen das Bild. Eloquent und selbstbewusst setzt sie ihre Momentaufnahme dagegen. Ihr Hintergrund: eine Familie von konservativ bis weltoffen, ein bunter Mix aus Köpfen und Haltungen. Sie selbst versucht den Spagat zwischen Respekt vor ihren muslimischen Wurzeln und ihrer Entschlossenheit, sich einzumischen, mitzubauen an einer friedlichen Welt vieler Kulturen und als Frau selbständig zu leben... Leseprobe

Jana Frey: »Ich, die Andere«
ab 12, 1. Loewe Verlag TB, 2010, 352 S., ISBN 978-3-7855-7158-3, 7,95 €
Kelebek ist Deutsche. Und sie ist Türkin. Sie will mit ihren Freundinnen Spaß haben und gleichzeitig mit ihrer Familie den Ramadan begehen. Sie liebt die Blaue Moschee in Istanbul – und sie liebt Janosch. Ihre Gefühle sind zu kostbar, als dass sie jemandem davon erzählen könnte, zu zerbrechlich. Doch Sercan, ihr Bruder, mit dem sie früher alle Geheimnisse geteilt hat, merkt sofort, dass Kelebek plötzlich anders ist. Er beginnt, sie zu kontrollieren, eindringliche Fragen zu stellen. Als er endlich Gewissheit hat, ist Sercan voller Hass. Hass auf Janosch, Hass auf Kelebek – Hass, der außer Kontrolle zu geraten droht ...

" … Sineb El Masrar, Güner Balci, Jana Frey und Melda Akbas, alles Autorinnen, die in Deutschland zu Hause sind, erzählen fiktiv, dokumentarisch und subjektiv vom realen Lebensalltag zwischen Tradition und Moderne. Die muslimische Mädchen und jungen Frauen, die in den heute vorzustellenden Büchern die Hauptrollen einnehmen, sind fast alle in Deutschland geboren und hier sozialisiert … Es gibt sie noch die Barrieren. Um diese zu überwinden kann ein offenes Interesse, Toleranz und vor allem mehr Wissen, vermittelt auch durch die Literatur, helfen." - dradio zumThema

Donnerstag, 24. März 2011

Kennst Du ...?

Friedrich Albrecht: Kennst du Anna Seghers?
138 S., ISBN: 978-3-937601-58-8, 12,80 €
„Und habt ihr denn etwa keine Träume?“, fragte Anna Seghers in dem Motto zu ihrer Erzählung „Die schönsten Sagen vom Räuber Woynok“. Ihre eigenen Träume führten sie von der Heimatstadt Mainz aus weit in die Ferne, aber auch mitten in die dramatischen Kämpfe des Jahrhunderts. Auf der Flucht vor der Verfolgung durch die Nazidiktatur gelangte sie über Paris, Marseille und die karibischen Inseln schließlich bis nach Mexiko.


"Aus: »Schönsten Sagen vom Räuber Woynok«

… Gruschek ging einen halben Tag lang der Spur nach, bis er Woynok erblickte, am zweitobersten der Prutkafälle, in der Sonne auf einem Stein. Woynok griff nach seiner Flinte; dann erkannte er Gruschek an allen Zeichen, an denen ein Räuber den andern erkennt. Er kletterte von seinem Stein herunter und begrüßte Gruschek als den Älteren. Sie setzten sich auf die Erde, Gesicht gegen Gesicht, und verzehrten zusammen ihr Brot.

Gruschek betrachtete Woynok gründlich. Woynok sah noch viel jünger aus, als man ihm berichtet hatte; seine Augen waren so klar, als hätte niemals der Schaum eines einzigen unerfüllt gebliebenen Wunsches ihre bläuliche Durchsichtigkeit getrübt. Gruschek konnte in diesen Augen nichts anderes finden als sein eigenes haariges altes Gesicht und was ihm über die Schultern sah an Berggipfeln und Wolken.

Gruschek sagte: »Ich habe vierzig Räuber. Das ist gerade die rechte Zahl. Warum raubst du immer allein?«

Woynok erwiderte: »Ich will immer allein rauben … " (Leseprobe, pdf)

Aus der "Kennst Du ..."-Reihe des Bertuch Verlages Weimar

Leben in einer Diktatur

Karin Bruder: Zusammen allein
ab 14 Jahren, dtv Reihe Hanser, 272 S., ISBN 978-3-423-62450-3

Von heute auf morgen steht Agnes allein da. Nacheinander sind ihre Eltern in den Westen gereist und dort geblieben. Selbst die begehrte Westjeans und die Zusicherung ihrer Eltern, sie bald nachzuholen, können Agnes' Enttäuschung nicht lindern. Und obwohl sie fortan die ganze Härte des Ceauşescu-Regimes zu spüren bekommt, liebt sie ihre Heimat und will jetzt erst recht nicht fort. Erst als sie ohnmächtig mit ansehen muss, wie ihre große Liebe Petre in die Mühlen des staatlichen Unrechtssystems gerät und fast zerbricht, erkennt sie, dass ein menschenwürdiges Leben nur unter menschenwürdigen Bedingungen gelebt werden kann und jeder seinen Beitrag gegen Willkür und Unterdrückung leisten muss.


" ... Karin Bruder ermöglicht mit ihrem Buch "Zusammen allein" einen Blick in ein Land und eine Zeit, die scheinbar weit entfernt und doch sehr nah ist. Die Romanhandlung umfasst den Zeitraum vom Sommer 1986 bis Ende 1989 ... Das Buch verbindet auf einzigartige Weise drei Themen: Politik, die erste große Liebe und eine Familiengeschichte ...  " (Rezension)

Mittwoch, 23. März 2011

Amnesty International wird 50 Jahre alt

Dass wir heute frei sind ... Menschen schützen Menschenrechte
Ein Lesebuch
Herausgegeben von Reiner Engelmann, Urs M. Fiechtner
ab 14 Jahre, 200 S.,  ISBN: 978-3-7941-8107-0, 16,95 € (D), 28,50 SFr (CH), 17,50 € (A)
In diesem Jahr wird die größte und einflussreichste Menschenrechtsbewegung der Welt 50 Jahre alt: Amnesty International. Aus diesem Anlass erscheint dieses vielseitige Lesebuch für Jugendliche und Erwachsene mit Originalbeiträgen von Schriftstellerinnen, engagierten Jugendlichen und Insidern, herausgegeben von den Amnesty-International-Experten Urs M. Fiechtner und Reiner Engelmann.

Mitgearbeitet haben unter anderem der renommierte Journalist und Mitbegründer der Deutschen Sektion Gerd Ruge, Belletristiker/innen wie Charlotte Kerner und Nasrin Siege oder prominente Amnesty-International-Vertreter wie Larissa Probst und Stefan Kessler. Auch Menschenrechtsexperten wie Ingo Jacobsen und Mathias John sowie ehemalige politische Gefangene, beispielsweise der in der DDR inhaftierte Roland Brauckmann, berichten von ihren Erfahrungen.

Nah an der jugendlichen Zielgruppe sind die Mitglieder aus den Jugend- und Hochschulgruppen von Amnesty International; auch sie kommen zu Wort. Ihre Erzählungen, Fallschilderungen und autobiografischen Geschichten bieten einen Blick hinter die Kulissen der weltweiten Menschenrechtsbewegung. Sie berichten über spannende Möglichkeiten, sich für die Durchsetzung der eigenen Rechte einzusetzen und richten einen Scheinwerfer auf Konflikte rund um Menschenrechte, die in der Öffentlichkeit ansonsten kaum behandelt werden.

Das literarisch abwechslungsreiche Buch richtet sich nicht nur an Erwachsene, sondern ausdrücklich auch an Jugendliche ab 14 Jahren.

Mutige Frauen erzählen von ihrer Flucht aus Gewalt und moderner Sklaverei

Lea Ackermann, Mary Kreutzer, Alicia Allgäuer
In Freiheit leben, das war lange nur ein Traum
240 S. mit 16 S. Farbbogen, geb., Ppb., ISBN: 978-3-466-30878-1, € 17,99 [D], € 18,50 [A], CHF 27,90
Fatima verdiente sich ihr Überleben jahrelang als minderjährige Prostituierte für europäische Sextouristen in Mombasa. Zehra wurde als 13-Jährige in der Türkei gegen ihren Willen verheiratet. Joy glaubte den falschen Versprechungen von Menschenhändlern in Benin City und wurde von 2005 bis 2007 als Zwangsprostituierte in Deutschland ausgebeutet.

Betroffene aus Afrika, Asien, Europa, Lateinamerika und dem Nahen Osten erzählen ihre unglaublichen Lebensgeschichten auf dem Weg in die Freiheit. Sie flohen aus Zwangsprostitution, Kinderehen und Beziehungsgewalt. Sie entkamen politischer Unterdrückung, Ehrenmorden, Menschenhändlern und bitterer Armut. Eine packende und berührende Reportage über Frauen, die den Weg in die Freiheit gefunden haben. 


Die Erfolgsgeschichte von SOLWODI

Dienstag, 22. März 2011

Was macht unser Leben lebenswert?

Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil
Hanser Verlag 2011, 192 S., Fester Einband, ISBN 978-3-446-23634-9, 17,90 €
Arno Geiger hat ein tief berührendes Buch über seinen Vater geschrieben, der trotz seiner Alzheimerkrankheit mit Vitalität, Witz und Klugheit beeindruckt. Die Krankheit löst langsam seine Erinnerung und seine Orientierung in der Gegenwart auf, lässt sein Leben abhandenkommen. Arno Geiger erzählt, wie er nochmals Freundschaft mit seinem Vater schließt und ihn viele Jahre begleitet. In nur scheinbar sinnlosen und oft so wunderbar poetischen Sätzen entdeckt er, dass es auch im Alter in der Person des Vaters noch alles gibt: Charme, Witz, Selbstbewusstsein und Würde. Arno Geigers Buch ist lebendig, oft komisch. In seiner tief berührenden Geschichte erzählt er von einem Leben, das es immer noch zutiefst wert ist, gelebt zu werden.
" ... Wir brachen jetzt alle zu einem anderen Leben auf, und sosehr dieses andere Leben meine Geschwister und mich verunsicherte, fassten wir doch eine gewisse Anteilnahme und ein wachsendes Interesse für das Schicksal, mit dem der Vater geschlagen war. Nachdem ich jahrelang auf nichts mehr  neugierig  gewesen  war,  was  er  zwischen  Patiencenlegen und Fernsehen getrieben hatte, packte mich das neue Interesse auch deshalb, weil ich spürte, dass ich dabei war, etwas über mich selbst zu erfahren – es war lediglich noch unklar, was.

Der tägliche Umgang mit dem Vater ließ mich nicht mehr nur erschöpft zurück, sondern immer öfter in einem Zustand  der  Inspiriertheit.  Die  psychische  Belastung  war weiterhin enorm, aber ich stellte eine Änderung meiner Gefühle  dem  Vater  gegenüber  fest.  Seine  Persönlichkeit erschien mir wiederhergestellt, es war, als sei er der Alte, nur ein wenig gewandelt. Und auch ich selber veränderte mich. Die Krankheit machte etwas mit uns allen ... "


Sonntag, 20. März 2011

Drei Freunde

Sergio Olguín
Springfield - Roman
Suhrkamp TB 2010, Br., 254 S., ISBN: 978-3-518-46189-1, D: 8,50 €, A: 8,80 €, CH: 13,50 sFr
Die drei Freunde aus der Traummannschaft sind zurück: Ariel, Pablo und Ezequiel, inzwischen Teenager, brechen zu einem Schüleraustausch nach Springfield, Illinois, auf. Doch was ein lehrreiches Jahr an der High School werden sollte, wird für die drei Argentinier zu einem turbulenten Abenteuer, in dem ein ermordeter Chemielehrer, eine indianische Mitschülerin, eine verschwundene Festplatte und die legendäre Route 66 eine Rolle spielen. Und nicht zuletzt geht es um die geheime Rezeptur von Coca-Cola …
 
Spannung, ein bißchen Liebe und viel Humor: In seiner Mischung aus Abenteuerroman und Roadmovie betrachtet Sergio Olguín augenzwinkernd den »American way of life«

"Als wir auf die George Maharis Preparation School kamen, durften wir eine Sportart wählen. Wir verwarfen Baseball, weil wir den winzigen Ball, den sie da herumschleudern, nie fangen würden. American Football, die Idioten-Version des Rugbys, war nichts für uns. Dann gab es noch einen Sport, der Lacrosse hieß und darin bestand, einen kleinen Ball von der Größe eines Tennisballs in einem Schmetterlingsnetz herumzutragen und in Hockeytore zu werfen. Man musste schwachsinnig sein, um diesen Sport zu praktizieren. "Und Fußball gibt es nicht?", fragten wir im Chor. Wir stellten klar, dass wir richtigen Fußball spielen wollten und nicht das, was sie hier Football nennen. "Ja, klar gibt es das. Aber es ist ein Sport für Frauen. Hier spielen nur die Frauen 'Fußball'."

Der Autor setzt diese Pointe ganz genüsslich, denn der Vorgänger-Roman, "Die Traummannschaft", drehte sich im Wesentlichen um Fußball. Die Geschichte der Austauschschüler nimmt Fahrt auf, als sich zwei der Jungs in dasselbe Mädchen verlieben, der Chemielehrer ermordet wird, die Jugendlichen ins Visier der Polizei geraten und versuchen, über die legendäre Route 66 ihren Verfolgern zu entkommen. "Springfield" ist eine Mischung aus Krimi, Road-Movie und Abenteuerroman. In erster Linie aber eine augenzwinkernde Hommage an die US-amerikanische Populärkultur - an Coca-Cola und McDonalds, an Hot Wheels und Pixar-Monster, an die Simpsons und die Sopranos ... Rezension auf dradio

Sergio Olguín
Die Traummannschaft
Suhrkamp TB, Br., 182 S., ISBN: 978-3-518-45766-5, D: 7,00 € , A: 7,20 €, CH: 11,50 sFr
Argentinien im Hochsommer: Dem 14jährigen Ariel, der am liebsten Fußball spielt und neben der Schule im Laden seines Onkels jobbt, stehen heiße Tage bevor, denn er ist unsterblich verliebt. Die Angebetete, Patricia, kommt aus einem ärmlichen Stadtviertel, das Ariel bisher ängstlich gemieden hat. Sein Mut ist jedoch gefordert, als das Ungeheuerliche geschieht: Eine Bande Krimineller klaut den größten Schatz, den Patricias Vater besitzt: Diego Maradonas ersten Fußball. Ariel und seine Freunde beschließen, den Ball zurückzuholen – zum ersten Mal verlassen sie ihre behütete Welt und stürzen sich in ein lebensbedrohliches Abenteuer.
 
Mit tiefgründigem Witz und charmanter Leichtigkeit erzählt Sergio Olguín vom Zauber der ersten Liebe, von Freundschaft in allen Lebenslagen und von Fußballtoren, die besser nicht geschossen worden wären.

Aphorismen, Rätsel, Prophezeiungen eines Universalgenies

Leonardo da Vinci
Jede Erkenntnis beginnt mit den Sinnen
SchirmerGraf Verlag, 144 S., Umschlag unter Verwendung des Gemäldes "Die Dame mit dem Hermelin" (Ausschnitt) von Leonardo da Vinci, 1489/90: ISBN 9783865550354, 12,00 €
Unsere schön ausgestattete Geschenkausgabe lädt dazu ein, das Universalgenie Leonardo da Vinci von seiner wenig bekannten Seite kennenzulernen: Als Verfasser geistreicher philosophischer Betrachtungen über den Lauf der Welt und das, was den Menschen umtreibt: seit 500 Jahren verblüffend unverändert, wie sich hier zeigt.

Leonardo da Vinci gehörte zu den Menschen, die sich ständig Notizen machte: seine Beobachtungen, Gedankensplitter und -blitze schrieb er dorthin, wo gerade noch Platz war: an den Rand eines Blatts, in eine Ecke oder auf die Rückseite einer Zeichnung, die vielleicht von ganz anderem handelte. Die hier gesammelten und nach Themen geordneten Notate sind Aphorismen im klassischen Sinn des Wortes: knapp und brillant formulierte Reflexionen über die Welt, die Natur und den Menschen.

Die im zweiten Teil gesammelten Rätsel und Prophezeiungen, erdacht zur Erheiterung des Mailänder Hofs, offenbaren nicht nur Witz und Originalität, sondern auch die dunkle Seite ihres Erfinders und seinen unverkennbaren Pessimismus, wenn es um die Zukunft der menschlichen Gesellschaft geht. „Die Menschen aus weit entfernten Ländern werden miteinander sprechen und werden einander antworten.“ Ob Leonardo dabei schon ans Telefon dachte?

Samstag, 19. März 2011

Exotisch vegetarisch gekocht

Chris und Carolyn Caldicott:
World Food Café
Verlag Freies Geistesleben 2011, 192 S. durchgehend farbig, ISBN-13:  978-3-7725-2521-6, € 19,90
Ausgewählte Rezepte aus Marokko, Ägypten, Jordanien und der Levante, der Türkei, dem Oman, Mali und den Seychellen, aus Indien, Nepal, Sri Lanka, Birma, China, Laos, Thailand, Malaysia und Indonesien, aus Brasilien, Bolivien, Peru, Ecuador, Costa Rica, Mexiko und Kuba. Das Dessert jedoch stammt aus Frankreich!

Im Londoner Covent Garden führen Chris und Carolyn Caldicott ihr mittlerweile berühmtes World Food Café, in dem sie köstliches vegetarisches Essen nach Rezepten anbieten, die sie auf ihren abenteuerlichen Reisen durch ferne Länder gesammelt haben. Ihr mit stimmungsvollen Fotos ausgestattetes Buch ist eine wunderbare Kombination von Rezepten mit kurzweiligen Reiseanekdoten. Das besondere Kochbuch wird jeden abenteuerlustigen Gourmet oder kulinarisch interessierten Reisenden begeistern.

Mit Fotos von Chris Caldicott (Reise) und James Merell (Gerichte)

Vom Institut für Koch- und Lebenskunst Leipzig / Frankfurt am Main zum KOCHBUCH DES MONATS JULI gewählt

Hier wird euch der Mund wässrig gemacht mit Rezepten:

Ein Einblick in das Buch: Vom Geschmack der Welt
Und zum Schluß eine ausführliche