Dienstag, 30. Juni 2009

Lizas Gruß aus Rußland an euch

Unsere Freundin, => Liza Dorogova <= aus Volshskij
(bei Wolgograd), hat für uns wieder eine Geschichte geschrieben und Bilder dazu gemalt: diesmal


Die Sage von Mörike und Mariano
Zur Erinnerung an die deutsche Teilung

Vorwort

An einem verregneten Vorabend bummelten wir, meine achtjärige Schwester Gunda und ich, durch die Strassen unserer Stadt. Leider konnte unser Spaziergang nicht lange dauern, denn unsere Stadt ist von einer Mauer umringt. Es ist eine sehr alte Mauer. Efeu rankt sich um die alten Steine, und ein besonders starker Wind weht neben dieser Mauer.

Meine Schwester fragt mich immer, warum die Mauer hier steht. Ich wollte ihr darauf immer nicht antworten. Denn die Geschichte, die mit der Mauer verbunden ist, schien mir zu traurig für ein so junges Herz zu sein…

Aber an dem Tag, von dem ich spreche, wurde es mir unmöglich weiter zu schweigen: es nieselte und das Herz wuchs mir sooo sehnsuchtsvoll…

***

Die Menschen wohnen entweder in den Städten oder in den Dörfern. Und die Tiere sind im Walde zu Hause. Und alle sind recht zufrieden. Nur zwei sind es nicht. Nur in zwei Herzen weht der kalte Scheidewind. Er, der rote Marder namens Mariano, und seine beste Freundin, Mörike, ein Menschenkind, sind durch diese Mauer getrennt worden.

Früher war die Welt nicht so gross. Sie bestand aus der einzigen Stadt, der unsrigen. Und umher war der Wald. Wie ein Meer umgab der grüne alte Wald diese kleine Insel von Menschenhäusern. Menschen und Tiere konnten einander besuchen, und viele waren befreundet.

Aber keine so grosse Freundschaft gab es im Wald, wie die von Mariano und Mörike. Eines Morgens sagte Mariano der Marder zu dem Mädchen: Liebe Mörike! Ich bin Dir gut. Lass uns heiraten. Dann werden wir jeden Tag in der Sonne spielen und über interessante Dinge diskutieren. Ja, Mariano, - sagte Mörike etwas verlegen und streichelte seinen Schwanz. Die Hochzeit wurde auf den nächsten Tag eingelegt.

Als aber der nächste Morgen kam, hat sich alles verändert. Denn um die Menschenstadt stand nun eine Mauer. In Tränen lief Mörike zurück in ihr Haus, als sie die Mauer erblickte. Sie wusste nicht, was nun zu machen sei. Sie war so traurig!

Wer hat denn die Mauer gebaut? – fiel mir die Schwester ins Wort.
- Die Menschen haben sie gebaut, Gunda. Sie waren eifersüchtig auf das kommende Glück des Mädchens und des Marders. Während einer Nacht haben Sie die Mauer gebaut!

Ganz verzweifelt war der Marder! Was konnte der kleine Kerl gegen dieses graue Ungeheuer! Jeder Tag dauerte eine Ewigkeit lang für ihn. Wie rasend rannte das arme Tier durch den Wald. Und so bis späte Nacht. So verging einige Zeit. Und einmal hörte Mariano eine zarte Stimme durch das Dickicht hervordringen:

Ellema wide,
Co Stroma lide,
Ellema adala,
We Rama nala.

(Das war jetzt wäldisch oder alttbäumisch, wie man es noch nennt) - Und so übersetzt man dieses Lied:
Alles vergeht,
Vom Winde verweht;
Alles zerbricht,
Nur die Liebe nicht.

Es war die Stimme Mörikes. Der Marder wurde nachdenklich. ”Alles zerbricht!”, - jubelte er plötzlich auf – Also wird die Mauer auch einmal zerbrechen!”.

Seitdem geht es dem Marder besser. Einmal dichtete er auch ein Lied für seine Freundin:

Mörike, ich vermisse Dich sehr.
Ich wusste aber nie vorher,
Dass Scheiden wirklich so weh tut,
Ich bin Dir, Mörike, immer gut!

Das ist die Sage von Mörike und Mariano. Keiner weiss, wie lange die treuen Herzen noch warten müssen, bis sie zusammen sind. Oder vielleicht sind sie schon zusammen. Hier endet diese Geschichte für uns und beginnt für die beiden.

Vielen Dank, liebe Liza

Mittwoch, 17. Juni 2009

Baikalsee: Natur und Kunst

Michael Feierabend und Ljudmila Peredneva
Baikal - Ein Traumziel über und unter Wasser
Kosmos Verlag 2009, 192 S., 160 Abbildungen, ISBN 978-3-440-11732-3, 29,90 EUR [D]

Der Baikal - das "blaue Auge der Erde" - ist der älteste Süßwassersee der Erde und seit 1996 Weltkulturerbe. Die noch weitgehend unberührte Natur mit ihren vielfältigen Landschaften, Flussauen und Gebirgen und die einmalige Unterwasserwelt dieses glasklaren, unendlich tiefen Sees zeigt dieses Buch in großartigen Fotos. Mythen und Legenden, Aufzeichnungen und Erinnerungen der russischen Autorin Ljudmila Feierabend zaubern für den Leser ein Bild des "Heiligen Meeres", wie es bisher noch nie zu sehen war. Rund um den Beikal und seien entlegenen Täler entführt dieses Buch Naturfreunde, Russlandfans und Taucher.

Michael Feierabend
taucht seit 40 Jahren und ist Foto Instructor des Verbands deutscher Sporttaucher.

Seine Unterwasserfotografien waren bei nationalen und internationalen Fotowettbewerben erfolgreich.

Seine Reportagen erscheinen regelmäßig in wichtigen Natur- und Fotomagazinen.

Baikal-Bilder Über- und Unterwasser



Ljudmila Feierabend-Perednewa
wurde am Baikal geboren und verbrachte dort ihre Kindheit.

An der Kunsthochschule in Irkutsk wurde sie zur Malerin ausgebildet.

Sie ist Mitglied des russischen Kunstmalerverbandes und arbeitet seit 1989 als freischaffende Malerin. Ihre Bilder wurden auf zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen gezeigt.
Ljudmila Feierabend-Perednewa - Baikal, Schamanen und mehr

Baikalmadonna - eine Honepage von beiden Autoren